Serienreife Mobilbrennstoffzelle für Microsoft [Update]

Rätselraten um die angeblich erste kommerzielle Brennstoffzelle für Mobilgeräte: Hersteller Medis Technologies meldet den Start der Massenfertigung eines kleinen Packs für Microsoft.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Das Startup-Unternehmen Medis Technologies hat den Verkauf seines Brennstoffzellen-Pakets in größeren Stückzahlen bekannt gegeben. Damit wäre das 24/7 genannte Gerät weltweit die erste serienreife tragbare Mobilbrennstoffzelle. Einziger Abnehmer ist derzeit Microsoft. Die Produktionslinie für die Massenfertigung stammt vom Schweizer Unternehmen Ismeca. Medis Technologies plant darüber hinaus offenbar in Irland eine Produktionsstätte, die pro Monat über 10.000 Stück ausstoßen soll. Betrieben wird diese Produktionsanlage von Celestica.

Genauere Angaben bleibt Medis Technologies schuldig; und von Microsoft ist von 24/7 nichts zu hören. Wofür Microsoft diese Brennstoffzelle einsetzen will, bleibt demnach genauso im Unklaren wie der Grund für den Erfolg von Medis Technoligies. Immerhin haben Großkonzerne wie Matsushita, Sanyo, Toshiba und Sony schon seit Jahren einen Fuel-Cell-Prototyp nach dem anderen für mobile Anwendungen vorgestellt, dabei die Serienfertigung immer wieder angekündigt – und regelmäßig verschoben.

Etwas Licht ins Dunkel bringen frühere Aussagen von Medis Technologies, nach denen das Unternehmen eine Einwegbrennstoffzelle entwickelt. Statt Methanol oder Ethanol schluckt die Zelle einen geheimen Alkoholmix, der Teil des handlichen 24/7-Pakets ist. Damit kann Medis Technologies auf andere Zellenmaterialien für Elektroden und Membran setzen und nicht unbedingt auf die von anderen favorisierte Direktmethanolzelle (DMFC) mit Polymermembran. Mit dem Konzept der Einwegzelle, die nach Gebrauch weggeworfen wird, muss sich das Unternehmen auch nicht mit dem leidigen Thema einer genügend langen Lebensdauer rumschlagen. Das ist eines der vielen Probleme auf dem Weg zu einer kleinen, handlichen Brennstoffzelle.

Auf die wiederbefüllbare, handliche Brennstoffzelle als Ergänzung oder Alternative zum Akku für Handy und Notebook muss man also weiterhin warten. Die einzige mobile, wenn auch nicht unbedingt tragbare Brennstoffzelle stammt also nach wie vor vom deutschen Unternehmen Smart Fuel Cell: Dessen Efoy-Aggregate wiegen um die sieben Kilogramm und eignen sich für den Einbau in Camping-Mobilen.

[Update]:
Offenbar plant Microsoft nicht, die 24/7-Packs kommerziell auszuliefern. Stattdessen sollen die Brennstoffzellen in geringer Stückzahl im Zusammenhang mit einer Werbemaßnahme verteilt werden. Das meldet der US-Newsdienst Engadget, der sich auf Aussagen eines Microsoft-Sprechers beruft. Damit hätte das Rätselraten ein Ende: Vom Traum der alternativen Energieversorgung bleibt nach derzeitigem Stand nur die Eintagsfliege Einwegzelle übrig. (jr)