Untersuchungen zum Einfluss von Funk auf die Hirnaktivität noch zu uneinheitlich

Eine Expertentagung fordert ein koordinierteres Vorgehen in der Forschung, um klären zu können, welche Wirkungen elektromagnetische Felder auf die Hirnaktivität haben können.

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Von
  • Angela Meyer

Während eine Erwärmung von Körpergewebe durch hinreichend starke elektromagnetische Felder seit langem unbestritten ist, ist sich die Forschergemeinde nach wie vor uneinig, ob insbesondere Mobilfunk, aber auch WLAN, Bluetooth & Co., direkt biologische Prozesse beeinflussen können. Um diese Frage klar beantworten zu können, müsste man zukünftig den vorliegenden Hinweisen auf biologische Effekte mit einheitlichen Versuchsansätzen nachgehen, damit die Ergebnisse besser miteinander vergleichbar sind. Diesen Schluss zieht Lutz Haberland von der Forschungsgemeinschaft Funk e.V. (FGF) in einem Kurzbericht (PDF zu der FGF-Expertentagung "Mögliche Einflüsse hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Schlaf, EEG und kognitive Funktionen".

Auf der Tagung diskutierten auf Einladung der FGF und finanziell unterstützt durch das Land Baden-Württemberg sowie das Europäische EMF-Net 57 Experten aus aller Welt in Stuttgart den aktuellen Stand des Wissens. Die FGF, der vor allem Unternehmen und Organisationen mit Bezug zu Funkdiensten angehören, fördert Forschungsvorhaben zu deren technischen und biologischen Auswirkungen und die Verbreitung der dabei gewonnenen Erkenntnisse. Neben dem Kurzbericht sind auf der FGF-Website auch die Kurzzusammenfassungen aller Tagungsbeiträge sowie die einzelnen Präsentationen veröffentlicht. Ein ausführlicher Bericht soll bis Ende des Jahres folgen.

Die wesentlichen Erkenntnisse der Stuttgarter Tagung sind laut Haberland:

  • Es liegt eine Fülle von Ergebnissen auf hohem wissenschaftlichen Niveau vor; die Datenlage ist jedoch noch uneinheitlich. Die Schwankungen potenzieller Messwerte sowohl bei unterschiedlichen Menschen als auch bei ein und demselben Menschen in wechselnden Situationen sind groß, sodass es keinen festen Basiswert für die Beurteilung von Veränderungen gibt.
  • Unterschiedliche Ausrichtungen und Untersuchungsmethoden der Forschungsprojekte erschweren die Vergleichbarkeit der Befunde.
  • Es gibt Hinweise auf kleine biologische Effekte, die zum Teil auch unabhängig voneinander reproduziert wurden. Sie haben aber keine spürbaren Auswirkungen für den Menschen und es wird ihnen keine gesundheitliche Relevanz beigemessen. Trotzdem sind diese Funde bemerkenswert, da bisher noch niemand erklären kann, mit welchem Mechanismus diese Effekte zustandekommen könnten.
  • Für die Zukunft wünschen sich die Forscher, dass den vorliegenden Hinweisen mit einheitlichen Versuchsansätzen nachgegangen wird, damit die Ergebnisse besser miteinander vergleichbar sind. Spätestens, wenn einige in Australien und in mehreren Ländern Europas laufende Studien voraussichtlich im Jahr 2008 abgeschlossen sind, sollte man sich Gedanken darüber machen, ob eine koordinierte Studie mehrerer Labors mit einem einheitlichen Protokoll und der Untersuchung einer möglichen Dosis-Wirkungs-Beziehung, auch über den Grenzwert für die Allgemeinbevölkerung hinaus, notwendig ist. Damit, so hoffen sie zumindest, gebe es eine Chance, eine Antwort auf die Frage zu finden, welche biologischen Wirkungen elektromagnetische Felder haben können und so das ewige Dilemma von Studien und Gegenstudien zu beenden.

(anm)