Microsoft kommt EU entgegen und lizenziert Quellcode für Windows Server [Update]

Der Softwarekonzern meint, mit seinem Angebot die im März 2004 von der EU-Kommission verhängten Produktauflagen überzuerfüllen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 304 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Im Streit um EU-Sanktionen hat Microsoft der EU-Kommission eine weitere Öffnung des Betriebssystems Windows angeboten. Lizenznehmern solle nun auch der Quellcode für Windows für Server zur Verfügung gestellt werden, kündigte Microsoft-Chefjurist Brad Smith heute an. Das Angebot betreffe Code, der die von der EU-Kommission geforderten Produktauflagen abdecke. "Das ist ein sehr wichtiger Schritt, mit dem wir die Probleme auf einen Schlag lösen wollen." Die Kommission hatte dem Konzern im Dezember ein tägliches Bußgeld von zwei Millionen Euro angedroht, falls er EU-Sanktionen von 2004 nicht erfüllt.

Der Softwarekonzern mache diesen "freiwilligen Schritt", um allen Problemen zu begegnen, die die EU-Kommission am 22. Dezember 2005 mitgeteilt hatte. Die Millionstrafe würde fällig, wenn der Softwarekonzern nicht geforderte Informationen für Konkurrenten herausgibt. "Heute legen wir unser wertvollstes geistiges Eigentum auf den Tisch", meint Smith. Damit gehe Microsoft über die Auflagen der EU-Kommission vom März 2004 hinaus. Damals verhängte die Kommission eine Geldstrafe über 497,2 Millionen Euro sowie Produktauflagen wie die Herausgabe von Informationen über Kommunikationsprotokolle. Diese sei mit dem Zugang zu dem Quellcode übererfüllt, betont Microsoft nun.

Update:
Der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte, der Konzern habe bisher die geforderten technischen Angaben für Schnittstellen bei Servern nur unzureichend geliefert. "Ob der Konzern die EU-Auflagen erfüllt, entscheidet die Kommission, nicht Microsoft."

Joachim Jakobs, Sprecher der Free Software Foundation Europe, schreibt in einer ersten Stellungnahme, die EU-Kommission habe gefordert, dass Microsoft Protokolle zugänglich macht. Stattdessen wollten die Redmonder Quellcode veröffentlichen, obwohl niemand danach gefragt habe. Falls es so geschehe, hätte Microsoft die Möglichkeit, Entwicklern zu unterstellen, sie würden Copyrights verletzen, da sie Zugang zum Quellcode haben könnten. (anw)