Veteranentreffen feierte den C64

Im Computer History Museum kam viel Prominenz aus den Urzeiten der Heim-Computers und PC zusammen: Man erinnerte sich mit Rührung an die Zeit, als man noch jedes einzelne Byte persönlich kannte.

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Von
  • Detlef Borchers

Am gestrigen Montagabend kalifornischer Zeit beging das Computer History Museum in Mountain View den Geburtstag des Commodore 64. Während der eigentliche Feiertag mit der offiziellen Präsentation des C64 auf der Consumer Electronics Show im Januar 1982 unbeachtet blieb, kam diesmal viel Prominenz zusammen und zeigte, welchen enormen Einfluss der C64 auf die Computergeschichte hatte.

Das beachtliche Aufgebot prominenter Computerentwickler feierte den ersten Rechner, der sich über den Preis verkaufte. Auch wenn der Apple-Ingenieur Steve Wozniak zur Feier betonte, dass der C64 von all denen gekauft wurde, die sich keinen Apple leisten konnten, zollte er der Maschine seinen Respekt. Bei einem seiner sehr seltenen öffentlichen Auftritte erzählte der Commodore-Gründer Jack Tramiel, dass seine Firma zwischen 20 und 30 Millionen Geräte verkaufte: "Wir bauten Computer für die Massen, Apple baute Computer für die Klassen", flachste Ehrengast Tramiel in einer Anspielung auf die damals dominante Position des Apple [] in amerikanischen Schulen und Universitäten.

Dafür bekam Tramiel die Anerkennung des Atari-Ingenieurs Al Acorn, der mit "Pong" das einflussreichste Computerspiel programmierte. Auch William Love, der den IBM-PC entwickelte und das Konzept der Massenproduktion vom Heim- auf den Personal Computer übertragen hatte, feierte Tramiel als Pionier. Nach verschiedenen Blogger-Berichten verlief die Gedenkfeier im kalifornischen Mountain View so friedlich, dass selbst die geplante Podiumsdiskussion C64 kontra Apple und Co. nicht mehr die hitzigen Debatten auslöste, die früher geführt wurden. Man erinnerte sich mit Rührung an die Zeit, als man noch jedes einzelne Byte persönlich kannte.

Nach der Vorstellung des C64 im Januar 1982 wurde der Rechner ab September in den USA ausgeliefert. Im Januar 1983 kam er nach Deutschland und löste eine Welle der Computerbegeisterung aus, die man noch heute im deutschen Wikipedia-Eintrag zum Commodore 64 spüren kann. Rund um den C64 bildete sich eine große Fan-Gemeinde, für die Zeitschriften wie die Input 64 des Heise-Verlages produziert wurden. Als die große Zeit des kleinen Rechners zu Ende ging und damit auch die von Input 64, gingen die Redakteure zur Multiuser-Zeitschrift iX. "Auch einige unserer Autoren, die sich jetzt mit CORBA, SOA und anderen Dingen beschäftigen, kommen aus der C64er-Szene", erinnert sich Chefredakteur Jürgen Seeger.

So bleiben die Erinnerungen an den Commodore 64 hüben wie drüben wach. Denn schließlich sind 25 Jahre kein Alter für einen Computer, wie Hermann der User weiß. (Detlef Borchers) / (jk)