Software und Informatik im Museum

Mit einem neuen Bereich will das Heinz Nixdorf Museumsforum, das sonst mit seinen vielen Hardware-Exponaten prunkt, nun auch auf die Bedeutung von Software und Algorithmen sowie auf das Fach Informatik aufmerksam machen.

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Von
  • Detlef Borchers

Das Heinz Nixdorf Museumsforum (HNF) eröffnet am heutigen Donnerstagabend einen neuen Ausstellungsbereich, der sich dem Thema Software und Informatik widmet. Mit ihm will das Technik-Museum mit seinen vielen Hardware-Exponaten auf die Bedeutung von Software und Algorithmen sowie auf das Fach Informatik aufmerksam machen, in dem das Rüstzeug für die Software-Produktion gelehrt wird. Der Schwerpunkt der kleinen Ausstellung liegt dabei auf der Frühzeit der Softwareentwicklung und der Entstehung der Informatik als Disziplin.

Wie der Ausstellungsmacher Norbert Ryska anlässlich der Präsentation des neuen Bereiches erläuterte, reagiert das HNF mit der Erweiterung Richtung Software auf die Kritik von Besuchern, die Informationen über den "Stoff" vermissten, mit dem Computer laufen. Im Mittelpunkt der Software-Ausstellung steht ein schwarzer Kubus, beschriftet mit frühen Programmierbeispielen wie einem Suchalgorithmus von John von Neumann oder einer Seite aus dem Plankalkül-Programm von Konrad Zuse. Auf den Kubus geklebt sind überdimensionale Tasten, die als "Wunderkammern der Informatik" geöffnet werden können und beispielsweise den Algorithmus veranschaulichen, mit dem Samuel Morse das Morse-Alphabet entwickelte.

Im Innern des Kubus wird die Geschichte der Informatik präsentiert, die in Deutschland 1957 mit dem Informatik-Werk der Firma SEL begann. Im Boden des Kubus eingelassen findet sich das "Handwerkzeug" der Informatiker wie Diagrammpläne, Lochkarten und Programmtester der Firma Nixdorf. Ein auf einer Schiene angebrachter Monitor kann verschoben werden und zeigt entsprechend der Zeitschiene verschiedene Benutzeroberflächen bis hin zu Windows Vista an. Außerdem gibt es Informationstafeln zur Geschichte berühmter Software-Fehler.

Eine robuste Informatik-Werkbank aus Metall für Schulklassen gibt die Möglichkeit, "praktische Informatik" zu betreiben. Neben den Türmen von Hanoi und dem Sortierverfahren Bucketsort kann man sich mit dem Problem des Handlungsreisenden beschäftigten, der alle Städte der Fußball-WM besuchen will.

Was der Ausstellung vielleicht noch fehlt, ist ein Blick auf die kommerzielle Dimension von Software. In der Anfangszeit der Computerei wurde die Software mit der Hardware gebündelt und kaum als eigenständige Ware betrachtet. Firmen, die Rechner kauften, stellten Programmierer ein, Software zu entwickeln. Das änderte sich 1968 mit dem Programm Syncsort von Duane Whitlow, das undokumentierte Befehle ausnutzte und schneller sortierte als das von IBM mitgelieferte Sortierprogramm. Whitlow schaffte es, ein Patent auf die undokumentierten Befehle zu bekommen und begann, Software ohne Rechner zu verkaufen, ein Prinzip, das mit dem Aufkommen des Personal Computers von Microsoft perfektioniert wurde.

Am Ende der kleinen Ausstellung gibt es die Möglichkeit, ein Informatik-Quiz zu absolvieren, mit Fragen wie der nach der Größe einer Standardlochkarte. Das verweist unter anderem auf den nächsten Höhepunkt in der Ausstellungsgeschichte des HNF. Im Mai wird ein weiterer Bereich mit dem Nachbau einer Hollerith-Maschine eröffnet, komplett mit Original-Lochkarten der amerikanischen Volkszählung von 1890. (Detlef Borchers) / (jk)