Pilz-Giganten sollen verseuchte Böden säubern

Leipziger Umweltforscher wollen das Transportverhalten von schwer abbaubaren Schadstoffen in weit verzweigten Pilzgeflechten entschlüsseln.

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Von
  • Jan Oliver Löfken

Leipziger Umweltforscher wollen das Transportverhalten von schwer abbaubaren Schadstoffen in weit verzweigten Pilzgeflechten entschlüsseln.

In Wurzeltiefe erstrecken sich über viele Quadratkilometer die wohl größten Organismen auf der Erde: Pilze. Entlang der weit verzweigten Geflechte im Boden können Bakterien große Strecken zurücklegen und schwer abbaubare Schadstoffe transportiert werden, um belastete Böden im Umfeld von Raffinerien, Kokereien oder Flugplätzen zu säubern. Diesem natürliche Reinigungspotenzial gingen nun Forscher vom Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig auf den Grund.

Im Fokus stehen sogenannte PAKs – kurz für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – die von Bakterien effizient zu unschädlichen Molekülen verdaut werden können. "Doch das Problem ist, dass die Bakterien die Schadstoffe oft gar nicht erreichen", sagt Studienleiter Lukas Y. Wick, Leiter der Studie. Aber in einer Laborkultur des Pseudopilz Pythium ultimum fanden die Forscher eine verblüffende Lösung. An einem Ende der verzweigten Pilzfäden trugen sie die PAK-Substanz Phenanthren auf. Nach wenigen Stunden konnten sie genau diese Substanz auch in anderen Bereichen des Geflechts nachweisen. "Die Ergebnisse waren verblüffend", sagt Wick. Denn der Transport geschah zehn- bis hundertmal schneller, als er durch einfache Diffusion mögliche gewesen wäre. Selbst Luftspalten, die die natürlichen Poren im Boden nachstellen sollten, konnten die Schadstoffe dabei problemlos überwinden.

Mit etlichen verschiedenen PAK-Substanzen ließ sie dieser Versuch erfolgreich wiederholen. Je kleiner ein Molekül dabei war, desto effizienter wurde es transportiert. "Wir wollen jetzt ins Feld gehen und diesen Transport in der Praxis überprüfen", sagt Susan Foß, die an diesem Projekt mitarbeitet. Der Feldtest im Umland von Berlin werde derzeit vorbereitet. Sollte der Pilotversuch klappen, stünde eine wirksame, günstige und umweltschonende Methode zur Sanierung von PAK-verseuchten Böden zur Verfügung.

Quelle: "Mycelia Promote Active Transport and Spatial Dispersion of Polycyclic Aromatic Hydrocarbons", Shoko Furuno, Susan Foss et al.; Environ. Sci. Technol. 2012, 46, 5463-5470, DOI: 10.1021/es300810b (bsc)