Google kauft Online-Video-Seite YouTube

Der Suchmaschinenprimus zahlt für das Videoportal, das als eines der wichtigsten Beispiele für neue Anwendungen und interaktive Möglichkeiten des viel beschworenen Web 2.0 gilt, 1,65 Milliarden US-Dollar in Aktien.

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Von
  • Jürgen Kuri

Was eben noch als Gerücht durch die Gazetten und Online-Dienste die Runde machte, ist nun Realität: Der führende Internetsuchmaschinenbetreiber Google kauft das Online-Videoportal YouTube für 1,65 Milliarden US-Dollar; Google bezahlt den Kaufpreis in Aktien. Google gab die Übernahme am Montagabend nach Börsenschluss in den USA bekannt. Die Übernahme des immer noch defizitären Startup-Unternehmens YouTube, das als eines der wichtigsten Beispiele für neue Anwendungen und interaktive Möglichkeiten des viel beschworenenen Web 2.0 gilt, ist für Google die mit Abstand teuerste Akquisition in der achtjährigen Firmengeschichte.

Beide Unternehmen hätten der Transaktion zugestimmt, teilte Google laut dpa weiter mit. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2006 abgeschlossen sein. YouTube soll als Marke bestehen bleiben und weiter alle 67 Beschäftigten, darunter die Gründer Chad Hurley und Steve Chen, behalten. Von den beiden Gründern gibt es mittlerweile eine eigene Videobotschaft, in der sie die Übernahme des Portals durch Google erklären.

Laut den Angaben des Videoportals werden auf YouTube pro Tag rund 100 Millionen Mal Videos angesehen und 65.000 Clips hochgeladen. Mit einem geschätzten Anteil von 46 Prozent im wichtigsten US-Markt im August ist es der populärste Dienst dieser Art. Googles eigenes Videoangebot kommt demnach auf 23 Prozent. Computer-Nutzer verbringen immer mehr Zeit damit, sich Videos im Internet anzusehen. Diese Zeit verlieren traditionelle Werbeträger wie das Fernsehen. Erst im August hatte Sony den kleineren YouTube-Konkurrenten Grouper für 65 Millionen Dollar gekauft.

Ein Problem sind die Urheberrechte, denn viele YouTube-Nutzer laden Ausschnitte aus Fernsehsendungen, Musikvideos oder Filmen, die geschützt sind. Die Rechteinhaber tolerierten es bisher weitgehend, weil es auch Werbung für ihre Produkte bedeutet, einige US- Fernsehsender platzieren auch von sich aus Ausschnitte aus neuen Serienstaffeln auf der Seite. Zudem stellte YouTube im September ein System vor, mit dem die Halter der Autorenrechte automatisch ermittelt und entsprechend an den Werbeeinnahmen beteiligt werden sollen; YouTube hat zudem gerade erst weitere Partnerschaftern mit Medienunternehmen bekannt gegeben, zu dem auch Tests eines Systems von CBS zur Identifikation von Inhalten gehören, die ohne Genehmigung der Rechteinhaber auf das Videoportal hochgeladen wurden.

YouTube-Gründer Chad Hurley (29) kündigte bereits an, auf der Website solle in nicht so ferner Zukunft "jedes Musikvideo, das jemals gedreht wurde" zu finden sein. Dem Wall Street Journal zufolge soll in der vergangenen Woche auch Google-Konkurrent Yahoo Interesse an YouTube bekundet haben; das Videoportal habe zudem in den vergangenen Tagen bereits ein niedrigeres Angebot von Google abgelehnt. (jk)