Second Life: CTO der Betreiberfirma muss gehen

Wegen "unüberbrückbarer Differenzen" werden nicht nur Ehen geschieden, auch langjährige Geschäftsbeziehungen gehen so zu Ende. Linden-Lab-CEO Philip Rosedale schreibt die Floskel seinem langjährigen Technikchef zum Abschied ins Poesiealbum.

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"Unüberbrückbare Differenzen" und "Wege, die in unterschiedliche Richtungen führen", etwa zu "neuen Herausforderungen": Mit solchen Floskeln versuchen Unternehmen gerne zu kaschieren, dass es grundsätzlichen Streit gibt, in dessen Folge einer der Beteiligten gefeuert wurde. Bei Linden Lab, dem Betreiber der virtuellen Spielewelt Second Life, ist das nicht anders. Die Zitate entstammen einer offiziellen Mitteilung von CEO Philip Rosedale, der wohl seinen Technikchef und langjährigen Partner Cory Ondrejka vor die Tür gesetzt hat.

Ondrejka kam bald nach Gründung des Unternehmens im Jahr 1999 an Bord und hat als CTO seither die technische Plattform von Second Life maßgeblich gestaltet. Nach so langer Zeit hat es nun offenbar Meinungsverschiedenheiten über die Führung der technischen Abteilung gegeben. "Cory und ich haben Differenzen darüber, wie Linden geführt werden soll", zitiert der US-Newsdienst Massively aus einer internen E-Mail Rosedales an die Mitarbeiter. Mit dem wachsenden Unternehmen änderten sich auch die Anforderungen an das Management.

Rosedale vertraut offenbar nicht mehr darauf, das Ondrejka diesen Anforderungen gewachsen ist. Wahrscheinlich haben auch die schon länger bekannten und die Nutzer plagenden technischen Unzulänglichkeiten der Plattform bei Rosedales Entscheidung eine Rolle gespielt. Von dem neuen CTO dürfte nun weniger erwartet werden, selbst am Kern der Plattform zu basteln, als vielmehr eine große Abteilung effektiv zu managen.

Der Geschasste trägt es mit Fassung und bemüht sich um einen würdevollen Abgang. In einer internen E-Mail verabschiedet er sich diplomatisch von den Kollegen: "Ich glaube weiterhin an Second Life und Linden Lab, aber Philips und meine Vision für Linden Labs Zukunft sind unterschiedlich genug, dass er sich entschieden hat, es auf seine Art zu machen." Ob das ohne Ondrejka funktioniert, bleibt abzuwarten: Beobachter halten den Verlust für schwer verkraftbar. (vbr)