Iranischer Supercomputer läuft mit AMD-Chips unter Embargo

Die Technische Universität Amirkabir in Teheran hat nach eigenen Angaben einen Hochgeschwindigkeitsrechner mit 216 Mikroprozessoren von AMD zusammengebastelt. Der US-Chiphersteller will von einem Bruch von Exportverboten nichts wissen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 240 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Technische Universität Amirkabir in Teheran hat nach eigenen Angaben einen Hochgeschwindigkeitsrechner mit 216 Mikroprozessoren von AMD zusammengebastelt. Das an der Hochschule eingerichtete Iranische High Performance Computing Research Center (IHPCR) vermeldete nach US-Medienberichten zunächst detaillierte Einzelangaben über den Supercomputer. Die Techniker verwendeten dem zufolge eine Linux-Clusterarchitektur mit Opteron-Prozessoren des US-Chipherstellers. Die Rechenleistung soll bei 806 Gigaflops pro Sekunde liegen.

Mit dieser Leistung lässt sich in der Welt des Supercomputing zwar nicht wirklich Eindruck schinden. So liegt in den Top Ten der schnellsten Rechner weltweit das überwiegend für militärische Forschung genutzte BlueGene/L-System der Lawrence Livermoore National Labs in den USA an erster Stelle. Es ist jüngst erst um 70 Prozent auf nunmehr 212.992 Prozessoren auf rund 500 Teraflop pro Sekunde aufgerüstet worden.

Trotz der vergleichbar mageren Leistung sah sich AMD rasch genötigt, die Hände in Unschuld zu waschen. Schließlich wird Iran von der US-Regierung seit langem zu einer ausgemachten "Achse des Bösen" gezählt. Ausfuhren etwa von Hightechprodukten in das Land sind mit strengen Beschränkungen und Verboten belegt. "AMD erfüllt alle Verordnungen zur Exportkontrolle der USA", versicherte der Chiphersteller nach der iranischen Bekanntgabe der Existenz des Hochgeschwindigkeitsrechners. Auch alle autorisierten Vertriebspartner hätten vertraglich zugesichert, dass sie die geltenden Beschränkungen einhalten würden. Jede Lieferung von AMD-Produkten nach Iran durch einen offiziellen Partner wäre damit einem Rechtsbruch gleichgekommen. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass iranische Ingenieure sich westliche Technikbauteile unter anderem über Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate besorgen können.

Das IHPCR will den Supercomputer nach eigenen Angaben nicht etwa für militärische Zwecke oder gar für die Unterstützung des umstrittenen iranischen Nuklearprogramms nutzen. Vielmehr solle damit eine Verbesserung der meteorologischen Forschung und der Wettervorhersagen erreicht werden. Dafür würden die frei verfügbare Simulationssoftware Mesoscale Meteorology Model 5 (MM5), die unter der Regie des National Center for Atmospheric Research der Vereinigten Staaten entwickelt wird, sowie das Advanced Regional Prediction System (ARPS) eingesetzt. Auch dieses Programm stammt ursprünglich aus den USA, wo es die University of Oklahoma mit staatlichen Fördermitteln entwickelte.

Generell steht der Iran auch nach der Neueinschätzung der potenziellen atomaren Bedrohung durch das dortige Mullah-Regime, die US-Geheimdienste kürzlich veröffentlichten, auf der "schwarzen Liste" des Weißen Hauses. Vergangene Woche machten Schlagzeilen über einen überraschenden Meinungswechsel innerhalb der US-Nachrichtendienste die Runde. Demnach soll Teheran im Herbst 2003 sein Atomwaffenprogramm zunächst gestoppt haben. Zwei Jahre zuvor lautete die offizielle Ansicht der US-Spione noch im Einklang mit Verlautbarungen der US-Regierung, dass Iran trotz internationalen Drucks und entsprechender Verpflichtungen fest entschlossen sei, Nuklearbomben zu bauen. Nach wie vor sind laut den Geheimdiensten aber große diplomatische Anstrengungen nötig, um eine Wiederaufnahme des Atombombenprogramms zu verhindern. Sonst wäre Teheran eventuell in 2010 fähig, angereichertes Uran, das atomwaffentauglich wäre, zu produzieren. (Stefan Krempl) / (jk)