Neue Diskussion um Studiengebühren

Nach der Vorlage der jüngsten Zahlen zu den Studierenden in Deutschland durch das Statistische Bundesamt ist die Debatte entbrannt, ob Studiengebühren dem Standort Deutschland schaden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach der Vorlage der jüngsten Zahlen zu den Studierenden in Deutschland durch das Statistische Bundesamt ist die Debatte entbrannt, ob Studiengebühren dem Standort Deutschland schaden. So zeigt sich Die Linke alarmiert: "Bundesländer schrecken Studieninteressierte durch die Einführung allgemeiner Studiengebühren von der Aufnahme eines Studiums ab", warnt Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken. Der leichte Anstieg der Studienanfänger sei kein Grund zur Entwarnung, kommentiert Hirsch die Statistiken des Statistischen Bundesamts, die insgesamt einen Anstieg der Erstimmatrikulierten um 4 Prozent verzeichneten. Dieser Anstieg reiche noch nicht einmal aus, um das Niveau von vor zwei Jahren wieder zu erreichen: "An der sozialen Ungleichheit beim Hochschulzugang hat sich nicht das Geringste verändert", bemängelt Hirsch weiter.

Das Statistische Bundesamt hatte nicht nur einen Anstieg der Erstimmatrikulierten festgestellt, sondern auch berichtet, dass die Studienanfängerquote (der Anteil der Erstimmatrikulierten an der gleichaltrigen Bevölkerung) für das Studienjahr 2007 bei 36,6 Prozent liegt und damit erstmals seit 2003 wieder ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu beobachten ist. Allerdings: Nicht in allen Bundesländern ist die Zahl der Erstimmatrikulierten gestiegen: Rückgänge hatten beispielsweise das Saarland (–3 Prozent), Baden-Württemberg (–2 Prozent) und Hessen (–0,4 Prozent) zu verzeichnen. Bildungsexperten ziehen aus den Zahlen der obersten Statistiker des Bundes den Schluss, dass Studiengebühren junge Menschen abschrecken, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Denn beispielsweise in Bremen und Brandenburg, die derzeit auf allgemeine Gebühren verzichten, stieg die Zahlen der Erstimmatrikulierten um jeweils 14 Prozent. Die Financial Times Deutschland warnt in einem Dossier, Studiengebühren schwächten die Bereitschaft zum Studium: So könne Deutschland den Abstand der Studienquote zu anderen Industriestaaten nicht schließen.

Auch das Deutsche Studentenwerk kann in den Zahlen des Statistischen Bundesamts "keinen Anlass zur Euphorie" entdecken. DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde formuliert aber etwas vorsichtiger, jedoch letztlich deutlich: Die gestiegenen Erstsemester-Zahlen bedeuteten "keineswegs den Nachweis, dass Studiengebühren nicht abschrecken", wie es einige Bundesländer behaupten. "Das ist eine zumindest etwas vorschnelle Behauptung angesichts der Tatsache, dass wir weit mehr Erstsemester zählen könnten, wenn alle auch tatsächlich ein Studium aufnehmen, die die formale Berechtigung dazu haben."

Anders sieht Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Sache: Er verteidigt die Einführung von Studiengebühren, trotz einer unterdurchschnittlichen Zahl von Studienanfängern in dem Bundesland. "Wir wollen mit den Studiengebühren erreichen, dass die Qualität der Lehre steigt und die Abbrecherquote sinkt", sagte Pinkwart der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. "In NRW hat bislang nur jeder Vierte die Regelstudienzeit eingehalten. Das kann nicht im Interesse der Studierenden sein."

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(jk)