DSL-Flatrates: T-Online nutzt Trubel um Power-Sauger [Update]

Immer wieder kocht das Thema hoch: Power-Sauger, User, die sehr hohe Datenvolumina über ihren DSL-Flatrate-Account übertragen, sind nicht bei allen Providern gut gelitten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Immer wieder kocht das Thema hoch: Power-Sauger, User, die sehr hohe Datenvolumina über ihren DSL-Flatrate-Account übertragen, sind nicht bei allen Providern gut gelitten. T-Online wirbt nun für sich als besonders vorbildlicher Provider, der seinen Flatrate-Nutzern keine irgendwie gearteten Beschränkungen auferlegt: "T-Online bietet seinen Kunden beim Highspeed-Surfen mit DSL die volle Leistung – und das unbegrenzt und frei von Zeit- und Volumenbeschränkungen", heißt es in einer am heutigen Freitag verbreiteten Erklärung.

Provider müssen für die Nutzung des Telekom-Backbones einen festgelegten Preis pro Gigabyte bezahlen; Power-Sauger sprengen dabei die Kalkulation. Vor einiger Zeit hatte beispielsweise der Webhoster und Internet-Provider Strato eine Drossel für TCP-Ports eingebaut, die typischerweise für Tauschbörsen genutzt werden. Strato hat dies inzwischen wieder abgeschafft und wirbt explizit damit, keine Drosseln mehr vorzusehen. 1&1 allerdings wollte das Problem der Power-Sauger anderweitig in den Griff bekommen.

Schon in den vergangenen Jahren war immer wieder bekannt geworden, dass der Provider, der zur United Internet Holding gehört, DSL-Vielnutzer gerne loswerden möchte: 100 Euro Gutschrift bietet 1&1 den Kunden an, die es als Power-Sauger identifiziert hat. Datentransfermengen im mittleren zweistelligen Gigabyte-Bereich pro Monat waren im vergangenen Jahr beispielsweise Anlass, Kunden die Kündigung nahezulegen. Wenn sie zudem unterschrieben, nie wieder einen Flatrate-Vertrag mit einem Unternehmen der United-Internet-Gruppe einzugehen, gabs die 100 Euro Prämie zum Vertragsende.

In dieser Woche kochte das Thema, das Internet-User eigentlich ständig beschäftigt, einmal wieder hoch und erreichte breitere Aufmerksamkeit: Das ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus griff das Thema anhand eines Beispielfalls auf und führte neben 1&1 beispielsweise Kabel Deutschland an. Der TV-Kabelbetreiber schmeißt Kunden laut dem Bericht sogar raus, wenn die übertragenen Datenmengen eine bestimmte Grenze überschreiten.

Für T-Online ist die Aufmerksamkeit, die der plusminus-Bericht einmal wieder auf das Thema "Power-Sauger" lenkte, Anlass, für die eigenen Flatrate-Angebote zu trommeln. "Wir verstehen uns als Qualitätsanbieter. Das bedeutet, dass wir eine Top-Leistung zu einem fairen Preis bieten. Außerdem stehen wir auch zu unseren Angeboten, wenn der Kunde diese bis an die Grenzen ausreizt", erklärte Burkhard Graßmann, Vorstand Marketing bei T-Online. Förderlich für die Betonung, dass T-Online Power-Sauger nicht rausekeln wolle, dürfte auch gewesen sein, dass laut plusminus inzwischen die Verbraucherzentralen das Vorgehen von 1&1 untersuchen. Nach einer Abmahnung droht nun die Klage. "Wir kritisieren, dass 1&1 mit einer Flatrate wirbt, dann aber die Kunden, die sie nutzen, aus dem Vertrag drängt", sagt Anette Marienberg vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

[Update:]
1&1 legt Wert auf die Feststellung, dass der Provider nie Drosseln für bestimmte TCP-Ports nutzte, wie dies Strato tat. "Wir sind immer der Ansicht gewesen, dass eine vertragsgemaesse Nutzung der Flatrate heißt, dass sich diese auch intensiv nutzen laesst. Die Annahme unseres 100-Euro-Angebotes war jedem Kunden freigestellt – was im Gegensatz zum Vorgehen der Wettbewerber fair ist, bei denen der Kunde keine Wahl hat. Und nicht anderes als T-Online steht auch 1&1 zum Flatrate-Angebot, wenn der Kunde diese bis an die Grenzen ausreizt und unser Wechselangebot nicht annehmen wollte", erklärte Michael Frenzel, Sprecher der 1&1 Internet AG, gegenüber heise online. Außerdem habe 1&1 das Angebot an besonders unwirtschaftliche Kunden, gegen eine Praemie von 100 Euro den Vertrag zu beenden, wieder abgeschafft. Die Aktion sei bereits im vergangegen Jahr beeendet worden. (jk)