China Labor Watch veröffentlicht Bericht zu Arbeitsbedingungen bei Samsung

Zu den Vorwürfen der Arbeitsrechteorganisation gegen Samsung werden nun weitere Details bekannt.

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Die Arbeitsrechteorganisation China Labor Watch hat den vollständigen Bericht über die Arbeitsbedingungen bei Produktionspartnern von Samsung und dessen eigenen Werken in China veröffentlicht. Erste Ergebnisse wie zum Beispiel Vorwürfe wegen Kinderarbeit lagen dem Spiegel bereits Anfang dieser Woche vor, nun werden Details bekannt. Demnach werden auch in Samsung-eigenen Werken Verfehlungen begangen, noch miserabler sind aber die Arbeitsbedingungen bei Produktionspartnern.

China Labor Watch zählt einen Katalog von diversen Verfehlungen auf, angefangen mit exzessiven und erzwungenen Überstunden, weiter zu übermäßiger Akkordarbeit in langen Arbeitsschichten, mangelnden oder unzureichenden Arbeitsverträgen, unbezahlten Überminuten, verbalen und körperlichen Misshandlungen, Diskriminierung von Frauen, Älteren und aufgrund der Herkunft sowie Ausbeutung von Aushilfskräften. Weiter müssten Schüler-Aushilfskräfte wie Erwachsene arbeiten, manche Arbeiter mussten eine Gebühr bezahlen, damit sie eingestellt werden. Viele Arbeiter müssten im Stehen arbeiten, obwohl es produktionstechnisch nicht nötig sei. In einigen Werken bekämen die Arbeiter keine Lohnabrechnung. Weiter seien Krankheitstage vom Lohn abgezogen worden, heißt es in dem Bericht. Auch gebe es oft keine Möglichkeiten für die Arbeiter, sich zu beschweren und auch keine Arbeitervertretung.

Untersucht wurden sechs von Samsung selbst betriebene Werke sowie zwei Produktionspartner. Beim Vergleich zwischen dem Samsung-Partner Intops in Tianjin und dem Werk Samsung Electronics Digital Printing (SSDP) in Shandong hätten sich deutliche Unterschiede gezeigt, schreiben die Arbeitsrechtler. So liege das Durchschnittsgehalt bei SSDP um knapp 300 Yuan über den 1310 Yuan (164 Euro) bei Intops. Beim Zulieferer müssten die Arbeiter nicht nur eine Gebühr für die Einstellung von bis zu 400 Yuan bezahlen, sondern auch noch eine für die gesundheitliche Einstellungsuntersuchung.

Während bei SSDP 60 Prozent der 2000 Menschen umfassenden Belegschaft männlich ist, sind bei Intops 80 Prozent der 1200 Mitarbeiter Frauen. Bei SSDP gibt es keine auffällige Altersgrenze, Intops stellt nur Arbeiter im Alter von 18 bis 30 ein. Die SSDP-Arbeiter leisten in schwachen Produktionsphasen durchschnittlich 32 Überstunden im Monat, in Spitzenzeiten bis zu 100 Stunden. Bei Intops leisten die Arbeiter zu normalen Zeiten 100 und bei kräftiger Produktion 150 Überstunden monatlich.

Samsung gebe zwar an, keine Menschen einzustellen, die jünger als 16 Jahre sind. Im Werk zu Huizhou beispielsweise würden dennoch Kinder angestellt. Manche Minderjährige beschafften sich eigens ID-Karten, um in die Fabrik zu gelangen. Das Werk unternehme nichts dagegen, selbst wenn ihm Fälle bekannt würden. Es komme gar vor, dass das Unternehmen den Namen auf einer ID-Karte eines Minderjährigen mit dem einer älteren Person tausche, die bereits gekündigt hat.

China Labor Watch tritt dafür ein, in jedem Werk Hotlines einzurichten, über die Mitarbeiter ihre Beschwerden abgeben können; dabei sollten sie keine Repressalien befürchten müssen. Neben internen Audits sollten auch dritte wie zum Beispiel Nichtregierungsorganisationen eingeschaltet werden, die als Mediatoren dienen könnten. Samsung solle einen runden Tisch einrichten, an dem Vertreter der Arbeiter und der Arbeitgeber zusammenkommen könnten. Das Unternehmen solle den Arbeitern auch das Recht einräumen, Gewerkschaften zu gründen; bislang existiere eine solche in keinem der untersuchten Werke. Der südkoreanische Konzern solle alle Produktionspartner bekannt machen und diese auch auf den jeweils dort hergestellten Geräten ausweisen. (anw)