HD-DVD-Laufwerk erstmals im Test

Mit dem HD-DVD-Laufwerk von NEC soll man ab März HD-Filme am PC abspielen können. c't hat erstmals eine Vorabversion des Blu-ray-Konkurrenten getestet.

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Nur zwei Tage nach dem ersten Test eines Blu-ray-Brenners hat das Computermagazin c't das erste Laufwerk für HD DVDs unter die Lupe nehmen können. Wie bei dem BD-Brenner handelt es sich dabei um ein Engineering-Sample, dem die nötige AACS-Unterstützung noch fehlt. NEC will das Modell HR-1100A ab März für 400 Euro in Deutschland anbieten. Im Unterschied zu Samsungs SH-B022 hat es jedoch keinerlei Schreibfunktionen und kann CDs, DVDs und HD DVDs lediglich lesen. Der erste Brenner für HD DVD soll im Juli folgen.

Während Samsung in seinem BD-Laufwerk zwei Linsen (eine für CDs und DVDs, eine für die BD) verbaut, setzt NEC im HR-1100A nur eine einzelne für alle drei Formate ein. Offenbar ist es mit so einer Kombilinse jedoch erheblich schwerer, die alten CDs und DVDs auszulesen. Das Testmuster, welches laut NEC dem Entwicklungsstand vom vergangenen Sommer entspricht, fiel durch sehr hohe Zugriffszeiten auf, die zwischen 142 ms bei der CD-R, 370 ms bei der HD DVD und gar 1057 ms bei einer DVD-9 schwankten. NEC verspricht, dass diese bei der endgültigen Version geringer ausfallen sollen.

HD DVDs liest das Laufwerk mit zweifachem Tempo und kommt dabei auf eine durchschnittliche Transferrate von 8,7 MByte/s. Bei einer DVD-9 erreicht es 6,2 MByte/s, bei einer DVD-R 7,4 MByte/s und bei einer CD-R 3,7 MByte/s – nicht überragend, aber akzeptabel.

Optimieren muss NEC allerdings noch die Fehlerkorrektur, denn das HR-1100A erkannte weder unsere Test-DVD-R mit hohem Jitter, noch eine schlecht gepresste DVD-ROM (Horror-Disc genannt). Eine hybride HD DVD mit einer DVD-Speicherschicht und einer HD-DVD-Schicht unterstützte das Laufwerk noch nicht. In der Verkaufsversion solle sie aber problemlos abspielbar sein, versprach NEC.

Beim Auslesen eines Musikstücks von einer Audio-CD, die einen 1,2 mm breiten Kratzer aufwies, benötigte das HR-1100A über zwanzig Minuten und machte dabei zahlreiche Fehler. Beim Hörtest konnte es allerdings überzeugen und spielte Tracks mit einer Kratzerbreite von 3,0 mm ohne Störgeräusche ab. Nur vier von acht getesteten kopiergeschützten Musik-CDs konnten wir im HR-1100A lesen.

Zwar kommt das HD-DVD-ROM-Laufwerk ohne Lüfter aus, trotzdem ist es in zwei von drei Fällen lauter als der Blu-ray-Brenner von Samsung. HD DVDs werden mit 3,6 Sone, Video-DVDs mit 1,1 Sone und CDs mit 5,9 Sone abgespielt (gemessen aus 25 cm Entfernung). Im Vergleich zu aktuellen DVD-Laufwerken ist das aber immer noch leise.

HD DVDs wird es später in drei Formaten geben. Als HD DVD-ROM kann sie auf einer Datenschicht 15 GByte und auf zwei Datenschichten 30 GByte speichern. Genau so groß sollen auch die einmal beschreibbare HD DVD-R und die wiederbeschreibbare HD DVD-RW werden. Zusätzlich ist eine HD DVD-RAM geplant, bei der die Daten sowohl in der Spurrille (Groove) als auch auf den dazwischenliegenden Erhöhungen (Lands) gespeichert werden. Sie fasst in der einlagigen Version 20 GByte und 32 GByte auf zwei Schichten.

Parallel zum Start des HD-DVD-ROM-Laufwerks will MSI im zweiten Quartal Grafikkarten anbieten, die das Signal am DVI-Ausgang per HDCP verschlüsseln können. Möglich sei dies mit ATI-Chips der X1000-Serie. Die Grafikkarten müssen jedoch zusätzlich mit einem speziellen BIOS-Chip mit einem geschützten Speicherbereich für die HDCP-Schlüssel ausgerüstet sein. Grafikkarten ohne diesen BIOS-Chip wird man nicht mit HDCP nachrüsten können – und ohne HDCP wird man HD-Videofilme allenfalls in Standardauflösungen genießen, da Hollywood ein Mitschneiden des HD-Materials am Ausgang der Grafikkarte verhindern will.

Als Beispiele zeigte NEC einige Testfilmchen in den Auflösungen 720p und 1080p. Als Codecs kamen H.264/AVC, VC-1, MPEG-2 und Nero Digital zum Einsatz, die mit der Nero-Player-Software ruckelfrei abgespielt wurden. Fertige HD DVD-ROMs mit Hollywood-Filmen gibt es noch nicht. Die Systemempfehlungen sind ähnlich hoch wie bei der Blu-ray Disc: Ein Pentium 4 mit 3 GHz (oder Athlon 64 3000+) und eine Grafikkarte mit mindestens 128 MByte RAM. Empfohlen werden Karten, die die Wiedergabe von H.264- oder VC-1-Filmen beschleunigen können.

Fazit: Hinsichtlich seiner technischen Leistungsfähigkeit hinkt das HD-DVD-Laufwerk beim derzeitigen Entwicklungsstand dem Blu-ray-Brenner hinterher. NECs Ingenieure müssen an der CD- und DVD-Unterstützung durch die Kombilinse noch etwas arbeiten. Samsung hat es da durch den Einsatz einer zweiten Linse in seinem BD-Brenner leichter.

Doch auf dem Markt entscheiden nicht zuletzt die Kosten über den Erfolg. Der Einstandspreis von 400 Euro könnte bald fallen, denn der im Sommer folgende HD-DVD-Brenner von NEC soll nicht teurer werden. Zudem sollen HD-DVD-Rohlinge deutlich günstiger als BD-Medien zu haben sein, stellte NEC in Aussicht: etwa 10 bis 12 Euro pro HD DVD-R mit 15 GByte. Bei den BD-Rohlingen will TDK rund 20 Euro für eine BD-R mit 25 GByte verlangen.

So soll das HD-DVD-ROM-Laufwerk hauptsächlich PC-Herstellern zum Einbau in HD-fähige PCs angeboten werden. Diese dürften günstiger zu haben sein als entsprechende Komplett-PCs mit Blu-ray-Unterstützung. Große Stückzahlen für das Retail-Geschäft peilt NEC erst mit dem im Juli erscheinenden Brenner an. Bis dahin dürften auch die Grafikkartenhersteller entsprechende Karten mit HDCP-Unterstützung im Angebot haben.

Den vollständigen Test des HD-DVD-Laufwerks von NEC bringt das Computermagazin c't in der kommenden Ausgabe 04/06, die ab Montag, den 6. Februar im Handel erhältlich ist. (hag)