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Will man sein Notebook unabhängig von Docking Stations oder unterschiedlichen Grafikanschlüssen an ein Display anschließen, könnte ein USB-Monitor für den gewohnten Bürokomfort sorgen. iX stellt ein erstes Gerät fürs Office vor.

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Von
  • Dieter Michel
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Bei Business-Notebooks der gehobenen Klasse gehört eine Docking Station praktisch zum Pflichtprogramm. Aber auch Notebook-Anwender mit nicht Docking-fähigen Mobil-PCs möchten nicht immer mit dem kleinen Notebook-Display arbeiten. Speziell, wenn es sich um ein leistungsfähiges, aber sehr kompaktes Subnotebook handelt, darf im Büro ein größerer Bildschirm nicht fehlen. Hier könnte ein externes Display eine Lösung sein, das sich ohne Videokabelgefummel einfach per USB anbinden lässt – wie der von Philips vorgestellte Büromonitor 221S3UCB.

Dahinter verbirgt sich ein 21,5"-Bildschirm, und zwar im 16:9-Format mit einer nativen Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten. Sein einziger Eingang ist ein USB-2.0-Port, über den er nicht nur die Grafikdaten bezieht, sondern auch seine Energie. Auch wenn das sicherlich nicht im Sinne des Erfinders ist, könnte man das Display im Mobilbetrieb über den Akku des Notebooks versorgen.

Laut Datenblatt ist der 221S3UCB mit einer Leistungsaufnahme von 9 Watt spezifiziert – ein Grund dürfte das sparsame WLED-Backlight sein. Das mitgelieferte Kabel hat rechnerseitig erwartungsgemäß zwei USB-Stecker – ähnlich wie manche externen Festplatten oder DVD-Brenner. Allerdings sind 9 Watt auch für zwei parallel geschaltete USB-Anschlüsse mehr als grenzwertig, weil der Standard für USB 2.0 nur eine Strombelastbarkeit von 500 mA am ersten und 100 mA am zweiten Anschluss spezifiziert, was bei 5 V 2,5 plus 0,5 Watt ergibt. Trotzdem funktionierte der Monitor an einem Testnotebook, einem HP Pavilion dv3-2390eg, auf Anhieb. Das sogar, wenn man den zweiten USB-Stecker herauszog – aber man soll ja nichts herausfordern.

Eine netzseitige Leistungsmessung mit dem Notebook ohne Akku am Netzteil und gebootetem Betriebssystem ohne laufende Anwendung bestätigt die Herstellerangaben, denn die Leistungsaufnahme sinkt von 40,5 auf 31,8 Watt um die erwarteten 9 Watt, wenn man das USB-Kabel des Monitors herauszieht.

Quasi ohne Zusatzaufwand bekommt man durch die Stromversorgung über USB eine Leistungsaufnahme von 0 Watt bei ausgeschaltetem Rechner, da dieser den Monitor nicht mehr mit Strom versorgen kann. Gegebenenfalls muss man die USB-Stromversorgung im BIOS entsprechend konfigurieren.

Laut Philips können die in den letzten fünf Jahren verkauften Rechner und Notebooks über die USB-Schnittstelle deutlich mehr Strom liefern als der USB-Standard verlangt. In den seltenen Fällen, in denen die Strombelastbarkeit der Schnittstelle nicht ausreicht, funktioniert der Monitor schlicht und ergreifend nicht. Dann kann man ein separat zu erwerbendes 5-V-Netzteil anschließen, das sich dem Vernehmen nach aber äußerst schlecht verkauft, weil der Fall eben selten ist.

Über die Bedienung lässt sich nicht viel berichten, da der Monitor gar keine Bedienelemente besitzt. Zur Inbetriebnahme muss man zunächst den mitgelieferten Treiber einspielen. Verbindet man das Gerät mit dem Rechner, wird es als zweiter Monitor erkannt, mit den üblichen Optionen, das Notebook-Display zu klonen, auf den 221S3UCB zu erweitern oder nur den externen Monitor zu nutzen. Der am Notebook normalerweise ebenfalls vorhandene Videoausgang für einen externen Monitor bleibt dabei außen vor.

Der USB-Monitor nutzt vielmehr die USB-Grafiktechnik von DisplayLink, das für die Anbindung eines externen Monitors via USB ein zweistufiges Verfahren einsetzt: Eine Treibersoftware stellt eine virtuelle Grafikkarte bereit, statt eine Grafikhardware anzusteuern. Sie erkennt Änderungen des Bildschirminhalts, komprimiert die Informationen und schickt sie über USB zum Monitor [1]. Das hierbei benutzte Kompressionsverfahren richtet sich nach der verfügbaren CPU-Leistung und USB-Bandbreite, um auf dem Zielgerät die bestmögliche Bildqualität zu erreichen. Entsprechend gab sich das Testgerät im Labor uneingeschränkt videotauglich.

Im Monitor ist ein Chip der Familie DisplayLink DL-1x5 integriert, der eine Hardware Rendering Engine (HRE) bereitstellt. Sie liest die komprimierten Daten vom USB und wandelt sie in ein traditionelles Videosignal, das der Monitor wiedergeben kann. Dieser ganze Vorgang läuft automatisch ab und hat keine Parameter, an der Anwender sinnvollerweise drehen könnten. Der Monitor ist also im positiven Sinne ein Plug-and-Play-Gerät.

Passende DisplayLink-Treiber gibt es derzeit nur für Windows und Mac OS X. Für Linux-Rechner liefert Philips noch keinen Treiber mit, seit der Version 2.6.35 beinhaltet der Kernel jedoch ein DisplayLink-Modul für alle DL-1xx-Chips, seit 3.2 ist es bereits konfiguriert.

Theoretisch sollten auch Multimonitorkonfigurationen funktionieren. In der Tat propagiert DisplayLink solche Lösungen über USB. Weil nur ein Testgerät zur Verfügung stand, ließ sich die Multimonitortauglichkeit an dieser Stelle nicht überprüfen. Da aber der Videoausgang der Notebooks unangetastet bleibt, kann man hier einen zweiten Monitor anschließen und bekommt so ohne viel Aufwand eine Zweischirmlösung.

Da das Display Strom sparend zu Werke gehen muss und seine Bedienelemente zugleich durch Abwesenheit glänzen, kann man davon ausgehen, dass sämtliche Parameter bereits voreingestellt sind. In der Tat: Die Leuchtdichte ist nicht einstellbar und ergibt für Weiß einen Messwert von 163 cd/m2. Der zugehörige Schwarzwert liegt bei 0,16 cd/m2, der Fullscreen-Kontrast in Einklang mit dem Datenblatt bei 1019:1 – ein einwandfreier Wert für einen Büromonitor.

Der Farbraum des 221S3UCB entspricht relativ gut dem sRGB-Farbraum – mit etwas gesättigterem Grün.

Sein Farbraum ist relativ gut an den sRGB-Farbraum angepasst, auch wenn sein Grün etwas gesättigter ist als das des sRGB-Standards und sich der Weißpunkt etwas in Richtung Grün verschiebt. Dennoch ist die Farbwiedergabe deutlich besser als bei den meisten Notebook-Displays.

Bei der Fremdlicht-Kontrastmessung präsentiert sich das Display als typischer Büromonitor mit mattierter Panel-Oberfläche. Da die Leuchtdichte ab Werk bereits fest auf bürotypische Werte eingestellt ist, sind bei entsprechender Beleuchtung und Lichtführung – etwa keine hellen Lichtquellen direkt hinter dem Monitor – keine ernsthaften Unleserlichkeiten zu erwarten. Das ist insofern auch notwendig, als man die Backlight-Helligkeit nicht einfach „hochdrehen“ kann.

Die Messung des winkelabhängigen Kontrasts zeigte das typische Bild eines Displays mit TN-Panel, wie sie in der Preisklasse des 221S3UCB oft zu finden sind. Bei der TN-Technik sind sichtbare Kontraständerungen und Farbverschiebungen unter größeren Einblickwinkeln nicht vermeidbar. Das fällt aber bei Büromonitoren, die nicht für die Bildbearbeitung gedacht sind, kaum ins Gewicht.

Mit dem USB-Monitor 221S3UCB stellt Philips eine interessante Ergänzung der Produktpalette seiner Büromonitore vor. Das Gerät benötigt lediglich zwei freie USB-Ports am Rechner, die sowohl die Stromversorgung als auch die Signalübertragung übernehmen. Nur bei Rechnern – meist Notebooks –, für die die Strombelastung der USB-Ports zu hoch ist, muss ein externes Netzteil herhalten. Die Inbetriebnahme ist im besten Sinne Plug-and-Play: Man kann am Monitor nichts selbst einstellen und demzufolge auch keine Einstellung verkurbeln. Das mag dem Anwender zunächst ungewohnt erscheinen, kann aber gerade bei Großinstallationen von Vorteil sein.

Ein USB-Hub mit eigener Stromversorgung sollte auch eine Multimonitorlösung hergeben. Der Bildschirm hält die Herstellerangabe von 9 Watt für die Leistungsaufnahme ein. Schaltet man den Rechner aus, zieht auch der Monitor keinen Strom mehr – woher auch. Die Bildwiedergabequalität entspricht dem, was man von einem modernen Büromonitor mit TN-Panel erwarten kann.

[1] Michael Riepe; Monitore; Kino-Konnektoren; Monitor-Schnittstellen der Zukunft; iX 9/2012, S. 110

Alle Links: www.ix.de/ix121008

Mehr Infos

Daten und Preise

Philips 221S3UCB: 21,5"-LED-Monitor für DisplayLink über USB; 16:9-Format; 1920 x 1080 Pixel; Eingänge: 1 x USB

Zubehör: USB-Y-Kabel, CD mit virtuellen Grafikkarten-Treibern und Handbuch

Preis: 145 Euro

Web: www.p4c.philips.com/cgi-bin/dcbint/cpindex.pl?slg=de&scy=at&ctn=221S3UCB/01

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iX-Wertung

+ Plug-and-Play

+ Strom- und Signalübertragung über USB

- nicht standardkonforme Strombelastung

(sun)