Valve Software sieht keinen Bedarf für Cloud-Streaming von Spielen

"Unsere Kunden fragen nach guten Spielen, nicht nach Spiele-Streaming." Der Spieledienst-Betreiber Valve sieht die Zukunft des Cloud-Gaming in der weiteren Vernetzung und dem Ausbau der Inhalte, nicht im direkten Streaming.

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Von
  • Roland Austinat

Jason Holtman: "Die Cloud macht neuartige Spielideen nicht nur möglich, die Spieler erwarten sie sogar."

(Bild: Roland Austinat)

Unter dem Begriff Cloud-Gaming verstehen die Vorreiter Onlive und Gaikai das direkte Streaming der Spiele. Valve Software, Betreiber des größten Spieleportals Steam, sieht die Chancen der Cloud jedoch eher in der einfachen Distribution von Inhalten, wie Jason Holtman, Director of Business Development, auf der Cloud Gaming Conference in San Francisco erklärte.

Ursprünglich sollte Steam nur das Leben der Counter-Strike-Spieler vereinfachen. "Sie sollten immer die aktuelle Version ihres Spiels installiert haben", erklärt Jason Holtman. Statt die Spielergemeinde mit jedem Patch aufs Neue zu fragmentieren, besorgte Steam das automatisch. Eine Kernfunktion, die noch heute existiert.

Erst viel später kam die Steam Cloud ins Spiel, als Dienst am Kunden, der Spielstände und -Einstellungen speichern und an beliebigen Rechnern abrufen kann, auf denen Steam respektive die erworbenen Titel installiert sind. Doch das aktuelle Bild von Steam geht über ein reines Vertriebs- und Update-Instrument heraus, denn Valve fügt dem Dienst immer neue Funktionen hinzu. So lassen sich inzwischen Bilder sowie neue, selbsterstellte Spielinhalte teilen. "Nehmen wir Skyrim", sagt Holtman. "Bethesda hat den Elder-Scrolls-Spielen schon seit langem einen Editor verpasst, doch das bedeutete, dass man sich durch diverse Fanseiten wühlen musste, um dort neue Inhalte zu entdecken und herunterzuladen."

Mit einem Editor für Portal 2 gab Valve den Spielern ein Werkzeug in die Hand, um eigene Rätsel zu bauen. "In der Cloud könnt ihr die dann miteinander teilen und bewerten. Kurz nach der Veröffentlichung wuchs der Umfang von Portal 2 um den Faktor 1000 an – und die Qualität zahlreicher Puzzle war besser als alles, was wir uns je hätten ausdenken können", sagt Jason Holtman.

Auf diese Weise bilden sich riesige Gemeinschaften um einzelne Spiele. Der Steam-Hub für Skyrim protzt mit Inhalten von sagenhaften 1,69 Millionen Nutzern, der für "Modern Warfare 3" mit immerhin 1,38 Millionen. Neuester Streich der Steam Cloud Steam Greenlight, ein Programm, in dessen Rahmen Spieler und Entwickler zusammenarbeiten, um ganz neue Titel zu erschaffen. Die Spieler wählen dabei, welchen Titeln Valve auf Steam eine Chance geben soll – eine Art Kickstarter ohne finanzielle Beteiligung der Fans. "Wir glauben, dass so ganz neue Spiele entstehen, die sonst nie das Tageslicht oder eine so breite Öffentlichkeit gesehen hätten", sagt Holtman. "Spiele aus Kansas, Tschechien oder gar aus Argentinien."

Holtmann hofft: "Einige der besten Ideen werden aus Systemen hervorgehen, die auf die Cloud setzen. Auf diese Weise sind ganz neuartige Spielideen möglich. Allerdings muss das System dazu offen und formbar sein und Spieler miteinander verbinden – das macht die Cloud von Haus aus, und je mehr sich die Spieler austauschen, desto besser werden die Spiele." Beim direkten Streaming von Spielen, wie es Onlive und Gaikai praktizieren, sieht Holtmann bei den Steam-Kunden derzeit keinen Bedarf: "Auf uns ist noch nie jemand zugekommen und hat uns gesagt, dass er Streaming will. Unsere Spieler fragen sich, was sie als nächstes spielen sollen." (hag)