Mabber will SMS den Garaus machen

Ein Kölner Unternehmen startet den Beta-Betrieb eines Instant-Messenger-Dienstes, der sowohl per Web als auch mit dem Handy nutzbar ist. Das Projekt basiert auf Open-Source-Software.

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Von
  • Mario Sixtus

Google hat es vorgemacht, seitdem ist es Mode im Web geworden: Neue Dienste werden im dauerhaften Beta-Betrieb gestartet und sind nur geladenen Gästen zugänglich. Da jeder Nutzer jedoch weitere Freunde und Bekannte einladen darf, vergrößert sich die Nutzerschaft auch nach dieser Methode recht schnell. So startet ein Kölner Unternehmen nun auf diese Art auch den Beta-Betrieb eines Instant-Messenger-Dienstes, der sowohl per Web als auch mit dem Handy nutzbar ist. "Wir hoffen, auf diesem Weg den Traffic ein wenig kanalisieren zu können", sagt Nico Lumma, Geschäftsführer der hinter dem Projekt stehenden Kölner Interdings GmbH. Wer keine Einladung besitzt, kann eine bei info@mabber.com erfragen.

Mabber will nach Angaben der Betreiber gleich zwei Technologien ins Museum schicken: proprietäre Instant Messenger-Clients und den Handy-Kurznachrichtendienst SMS. Ersteres soll eine webbasierte Lösung erledigen, die aufgrund von Ajax-Programmierung (Asynchronous Javascript and XML) ähnlich reibungslos zu bedienen sein soll wie eine installierte Client-Software. Ein kleines Pop-up-Fenster zeigt permanent den Online-Status von Freunden an, wie man es von gängigen Instant-Messaging-Diensten kennt. Wer einen Pop-up-Blocker installiert hat, muss diesen allerdings zunächst entsprechend konfigurieren. Bei einem ersten Kurztest lief die Bedienung tatsächlich sehr flüssig. Wer mehrere Chats gleichzeitig geöffnet hält, hat allerdings schnell etliche Mini-Fenster auf dem Schirm. Das verhält sich bei installierten Instant-Messaging-Clients zwar nicht anders, ist auf Browser-Basis jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.

Technisch basiert Mabber auf XMPP (Extensible Messaging and Presence Protocol), einem von der Internet-Arbeitsgruppe IETF anerkannten Protokoll für Instant Messaging. Es existieren Schnittstellen zu proprietären Chat-Systemen wie ICQ, MSN, AIM oder Yahoo. Vorhandene Kontaktlisten können importiert werden. Die Web-Anwendung ist eine Erweiterung des Open-Source-Projekts Jwchat.org. Im Backend läuft nach Angaben des Betreibers eine Serverfarm, die auf dem ebenfalls als Open-Source verfügbaren Projekt Ejabberd basiert.

Große Pläne hat das Unternehmen mit dem Java-basierten Client für Mobiltelefone, der auf allen entsprechend ausgerüsteten Handymodellen laufen soll. Ein An- und Abmelden des eventuell noch laufenden PCs ist nicht nötig: Das Handy loggt sich stets mit höherer Priorität ein und überschreibt den alten Online-Status. "SMS ist eine Sache des 20. Jahrhunderts und einfach nicht mehr zeitgemäß", gibt sich Interdings-Chef Lumma selbstbewusst, den nach wie vor beliebtesten Handy-Dienst bald abzulösen. "Im Vergleich zu den üblichen 19 Cent pro Nachricht bei SMS ist Mabber weit günstiger als alle derzeit üblichen SMS-Tarife", rechnet er vor. An Kosten entstünden den Nutzern derzeit lediglich die Gebühren für mobile Datenübertragung. Je nach GPRS-Tarif sollen so etwa SMS-lange Nachrichten für unter einem Euro-Cent möglich sein. Während der Betaphase ist Mabber kostenlos, anschließend wird für die Nutzung des mobilen Clients eine monatliche Gebühr erhoben, die "deutlich günstiger als SMS ist", erklärt Lumma.

Momentan ist mittels Mabber lediglich ein Eins-zu-Eins-Chat möglich. Demnächst sollen weitere Funktionen wie Gruppenchat und Dateiübertragung folgen. Mittelfristig plant das Unternehmen, auch Schnittstellen zu Blog-Diensten sowie abonnierbare Inhalte wie News oder RSS-Feeds anzubieten. Den aktuellen Stand der Entwicklung dokumentiert das Unternehmen im dazugehörigen Blog. (Mario Sixtus) / (ssu)