Sportelektronik: Neue Apple-Geräte sorgen für Wirbel

Der Lightning-Port und die Unterstützung von Bluetooth 4.0 beim neuen iPod touch sorgen dafür, dass bei iOS-Zubehör aus dem Sportelektronikbereich die Karten neu gemischt werden. Ein Überblick.

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Von
  • Nico Jurran

Sport mit dem Smartphone als Trainingspartner liegt im Trend; schließlich vereinen die Geräte GPS-, Stoppuhr- und Musikwiedergabe-Funktionen. Viele Sportler möchten aber noch zusätzliche externe Sensoren wie Brustgurte, Rad- und Laufsensoren per Funk anbinden, um ihre Herzfrequenz, Geschwindigkeit und Schritt- beziehungsweise Trittfrequenz zu ermitteln.

Allerdings existieren dabei verschiedene, miteinander konkurrierende Funksysteme, die zueinander nicht kompatibel sind. War die Geschichte dadurch bislang schon etwas unübersichtlich, ist die Lage mit den neuen iOS-Geräten noch etwas komplizierter geworden. Nachfolgend gehen wir daher etwas näher auf die verschiedenen Übertragungswege ein.

Vorweg sei aber noch angemerkt, dass sich die nachfolgend genannten Sensoren aus dem Hause Polar über Bluetooth (Smart) ausschließlich mit Smartphones verbinden. Allerdings bietet Polar Hybridmodelle an, die die Messwerte parallel im 5-kHz-Band verschicken, die die Polar-Uhren mit "klassischer" Funktechnik und viele Studiogeräte verarbeiten können. Mit Polar-Sportuhren, die 2,4-GHz-Signale erwarten (gekennzeichnet mit dem Zusatz "W.I.N.D.") arbeiten aber auch diese Modelle nicht zusammen.

Polar und Wahoo Fitness haben mit ihren Herzfrequenzmessern die ersten beiden Sensoren auf dem Markt gebracht, die nach dem Bluetooth-4.0-Standard funken.

Bluetooth 4.0 (Smart/Low Energy)

Das Positive zuerst: Da der neue iPod touch (5. Generation) nun auch Bluetooth 4.0 alias Bluetooth Smart alias Low Energy (LE) unterstützt, lassen sich – im Zusammenspiel mit der passenden App – auch mit diesem Modell die Herzfrequenzmesser Polar H7 und Wahoo Fitness Blue HR sowie der kombinierte Geschwindigkeits-/Trittfrequenzmesser von Wahoo (Blue SC) nutzen, die alle nach dem stromsparenden Standard funken. Das iPhone unterstützte bereits in der Version 4S Bluetooth Smart, woran sich auch in der 5. Auflage nichts ändert.

Abzuwarten bleibt lediglich, ob bei den neuen Modellen die LE-Sensoren in der Bluetooth-Liste unter "Einstellungen" auftauchen oder man diese weiterhin nur über die Apps koppeln kann und sie auch nur dort auftauchen. An der Funktionalität ändert diese Einschränkung aber nichts. Momentan gibt es noch keine Laufsensoren mit LE, da die zuständige Bluetooth Special Interest Group (SIG) aber gerade die Spezifikation entsprechend erweitert hat, dürfte sich hier bald etwas tun.

Bluetooth

iPhone und iPod touch beherrschen natürlich auch den gewöhnlich Bluetooth-Funk; allerdings sind in dessen Standard offiziell keine Sportelektronik-Sensoren vorgesehen. Entsprechend unterstützen die iOS-Geräte von Apple auch den Bluetooth-Brustgurt von Polar nicht. Dass sich daran bei den neuen Modellen etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Weiterhin koppeln lassen dürfte sich hingegen der Pulsmesser im Armband-Form Scosche MyTrek, der ebenfalls Bluetooth benutzt, aber die Spezifikation offenbar mit einigen Tricks umschifft. Auf weitere Sensoren sollte man aber besser nicht hoffen.

Nike+

Für das "Nike+"-System ist ein passender Empfänger im iPod und im iPhone seit dem 3GS gleich eingebaut und die dazugehörige Cardio-App "Nike + iPod" auf diesen Geräten vorinstalliert, was viele Nutzer gar nicht wissen. Diese wird allerdings sichtbar, wenn man in den Einstellungen des iPhones "Nike + iPod" aktiviert. Allerdings lässt sich der Nike+-kompatible Herzfrequenzmesser weder mit der mitgelieferten noch mit der über den App Store erhältlichen Anwendung "Nike+ GPS" nutzen. Das Höchste der Gefühle ist ein Laufsensor für 20 Euro, dessen Batterie sich (anders als üblich) weder wechseln noch aufladen lässt und der nur mit "Nike + iPod" läuft.

Nicht zu verwechseln ist dieses System mit dem neuen Varianten "Nike+ Training" und "Nike+ Basketball": Hier kommt Bluetooth Smart zum Einsatz, sodass die obigen Ausführung zum Funkstandard gelten.

Adidas, Garmin und Wahoo bieten Empfänger für ANT+-Sensoren an, die sich an den Dock Connector stecken lassen. Den gibt es bei den neuen iOS-Geräten aber nicht mehr.

ANT+

Garmin, Adidas, und Wahoo gehören zu den Herstellern, die die ANT+-Funktechnik einsetzen, deren größter Vorteil die große Auswahl an passenden Sensoren ist. ANT+ wurde zudem für niedrigen Stromverbrauch konzipiert, die Sensoren laufen nach unserer Erfahrung ewig, bevor man die Batterie (meist eine Knopfzelle) wechseln muss. Apple unterstützt ANT+ selbst nicht, die genannten Unternehmen bieten aber passende Empfänger für das iPhone an, die man an den Dock Connector stecken kann – oder besser: bislang konnte, da bei den neuen Geräten dieser Anschluss vom sogenannten "Lighting"-Port abgelöst wurde. Am iPhone 5 und am iPod touch wird man folglich diese Empfänger nicht mehr direkt stecken können.

Garmin und Wahoo erklärten auf Nachfrage, dass man daran interessiert sei, einen passenden Adapter zu entwickeln. Allerdings wurde auch klar, dass die Firmen selbst noch nicht so recht wissen, was sich technisch konkret hinter dem neuen Port verbirgt. In der Regel kann man ANT+-Sensoren verschiedener Firmen beliebig mit den Adaptern kombinieren, also etwa einen Brustgurt von Garmin mit dem Wahoo-Empfänger. Eine Ausnahme ist der Adidas-Laufsensor, der nur von seinem Adapter erkannt wurde. Adidas antwortete auf unsere Anfrage bislang nicht.

Recht sicher ist, dass sich die bisherigen Empfänger am iPhone 5 beziehungsweise iPod touch 5. Generation nicht mittels eines Adapters von Dock Connector auf Lightning-Port weiternutzen lassen. Immerhin provozieren schon die Empfänger alleine Probleme mit den üblichen Armbändern und Fahrradhalterungen, in die das iPhone dann nicht mehr komplett hineinpasst. Wahoo bietet daher schon ein Armband mit integriertem Fach für den Empfänger an als auch eine spezielle Fahrradhalterung, in die der ANT+-Empfänger bereits fest eingebaut ist. Gerade bei Letzterem sieht der Hersteller eine gute Chance für eine spezielle Lightning-Version.

Ausblick

Aktuell tanzt Wahoo mit Bluetooth Smart und ANT+ noch auf zwei Hochzeiten (ein Sensor unterstützt immer nur das eine oder das andere System), allerdings deutet sich ein Richtungswechsel an: So integrierte der Hersteller bei seinem kürzlich vorgestellten Ergometer "KICKR Power Trainer " sowohl ANT+ als auch Bluetooth Smart. Im Ergebnis ließe sich das Gerät mit iPhones bis einschließlich Version 4 also (mittels Empfänger am Dock Connector) via ANT+ verbinden, mit iPhones 4S wahlweise über ANT+ (wiederum mit Empfänger) oder Bluetooth Smart und mit dem iPhone 5 schließlich über Bluetooth Smart. Es bleibt also abzuwarten, ob Wahoo in Zukunft auch einen Hybrid-Gurt mit Bluetooth Smart und ANT+ anbietet. Ankündigungen gibt es diesbezüglich allerdings noch keine. (nij)