Chromium integriert Do-Not-Track-Header

Die Entwickler des freien Browsers Chromium haben in ihren aktuellen Nightly-Builds den vom W3C diskutierten Do-Not-Track-Header eingebaut. Ihre bisherige Interpretation weicht jedoch vom Standardentwurf ab.

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Von
  • Christian Kirsch

Es ist gar nicht so einfach mit dem Do-not-track-Header (DNT): Während Microsoft für seinen Internet Explorer 10 eine vom Entwurf des Standards abweichende Voreinstellung wählt, unterschlagen die Entwickler des freien Chromium im ersten Anlauf den DNT-Wert 0. Die aktuellen Nightly-Builds enthalten erstmals überhaupt eine Möglichkeit, den DNT zu setzen.

Im aktuellen Nightly-Build von Chromium können Anwender den Do-not-track-Header setzen.

In der Voreinstellung schickt Chromium W3C-konform gar keinen DNT. Ist die Einstellung "Send a do not track header" ausgewählt, wird DNT:1 geschickt, was "kein Tracking" signalisiert. Die vom W3C vorgesehene Möglichkeit, per DNT:0 dem Tracking zuzustimmen, haben die Chromium-Entwickler bislang nicht eingebaut.

Der ursprünglich von Mozilla vorgeschlagene Header soll Websites signalisieren, ob ein Nutzer dem Protokollieren seines Verhaltens ("Tracking") zustimmt oder nicht. Im ersten Fall hat der DNT den Wert 0, im zweiten ist er 1. Es bleibt jedoch den Servern überlassen, ob und wie sie auf den DNT reagieren. Das Tracking nutzt vor allem die Werbeindustrie, um Benutzervorlieben zu ermitteln und Werbung gezielt zu platzieren.

Wie ein Mitschnitt der HTTP-Header zeigt, schickt ein aktueller Nightly-Build des Chromium entweder gar keinen DNT-Header (oben) oder DNT:1 (unten). Der vom Standard vorgesehene Wert DNT:0 fehlt bislang.

Laut aktuellem W3C-Entwurf darf der Browser bezüglich des DNT keinerlei Voreinstellung besitzen: Der Benutzer müsse aktiv entscheiden, ob Websites den DNT:1 oder DNT:0 erhalten. Hat er keine Einstellung vorgenommen, soll der Browser nach den Vorstellungen des W3C gar keinen DNT-Header senden – das entspricht dem Status quo, bei dem Websites selbst entscheiden, ob und wie sie Besucher tracken.

Microsofts-Entscheidung, per Voreinstellung den DNT:1 zu senden, stößt bei Anhängern des Verfahrens auf heftige Kritik: Der Softwarekonzern versuche, die Technik damit zu desavouieren. Wegen des IE-Marktanteils wären dadurch so viele Menschen mit gesetztem DNT unterwegs, dass die Werbewirtschaft ihn einfach ignorieren würde. (ck)