An der Schnittstelle von Wissenschaft und Science Fiction: Zum 90. Geburtstag von Arthur C. Clarke

Zu seinen wissenschaftlichen Meriten gehört die Vorhersage und Berechnung von geostationären Kommunikationssatelliten im Jahre 1945 sowie der Vorschlag für einen Weltraumaufzug.

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Von
  • Detlef Borchers

Heute feiert der Schriftsteller Arthur C. Clarke in Sri Lanka seinen 90. Geburtstag. Clarke ist der wichtigste Science-Fiction-Autor aus der "goldenen Zeit" dieser Literatur-Gattung. Zusammen mit Isaac Asimov und Robert Heinlein hat Clarke in seinen Romanen und Erzählungen immer wieder dem wissenschaftlichen Fortschritt ein Denkmal gesetzt, den er selbst nach Kräften unterstützte. Zu seinen wissenschaftlichen Meriten gehört die Vorhersage und Berechnung von geostationären Kommunikationssatelliten im Jahre 1945 sowie der Vorschlag für einen Weltraumaufzug.

Wenn er denn drei Wünsche frei hätte, erklärte Clarke in einem Interview kurz vor seinem 90. Geburtstag, so wären es eine unerschöpfliche, saubere Energiequelle, eine sichere und kostengünstige Transportmethode für die Weltraumfahrt und die Eliminierung der konstruktionsbedingten Fehler des menschlichen Körpers. An seinen Körper dachte der Mann, nach dem eine Stiftung, ein Asteroid, eine australische Dinosaurier-Art und die geostationäre Umlaufbahn benannt ist, offenbar nicht.

Mit seinen Romanen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Science Fiction lieferte Clarke mehr als Literatur ab. Die Legende besagt, dass Wernher von Braun eine Geschichte von Clarke benutzte, um den damaligen Präsident Kennedy von der Notwendigkeit der bemannten Weltraumfahrt und der Eroberung des Mondes zu überzeugen. Mit dem solchermaßen angestoßenen Programm wurde die Schmach des Sputniks getilgt, aber auch Clarkes berühmteste Geschichte entzaubert. Eigentlich hätte man auf dem Mond einen Monolithen finden müssen, doch Neill Armstrong brachte nur ein Reagenzgläschen Mondsand mit. Die Wächter hatten sich aus dem Staub gemacht.

2001: Odyssee im Weltraum ist als Film die berühmteste Geschichte von Arthur C. Clarke geworden. Hier entfernte sich Clarke am weitesten von der nüchternen wissenschaftlichen Science-Fiction, die er sonst hackte – so bezeichnete Clarke sein Schreiben –, und schuf in Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick eine mythenbeladene Antwort auf Odysseus. Heimlicher Star des 1964 gedrehten Films war der Computer Hal 9000 und ein gutes Dutzend von detailliert beschriebenen Computertechnologien, die heute noch nicht gänzlich gelöst sind.

Zu den Dingen, auf die der seit vielen Jahren in Sri Lanka lebende Clarke besonders stolz ist, gehören die Clarkeschen Gesetze. Mit einem halb autobiographischen, halb von Vorhersagen durchzogenen Buch (Greetings, Carbon-Based Bipeds) hat sich Clarke von der Schriftstellerei zurückgezogen. Sein letztes Werk war ein Beitrag für den Kurzroman der Zeitschrift Wired, der allerdings länger als die geforderten sechs Worte war. Clarke weigerte sich, den Roman zu kürzen: "God said 'Cancel Program GENESIS'. The universe ceased to exist." (Detlef Borchers) / (anw)