Photokina

Rundumschlag: Leica erneuert Kamera-Portfolio

Leica hat am Vorabend der photokina das hauseigene Kameraportfolio gründlich umgekrempelt und dabei auch mit einer altehrwürdigen Tradition gebrochen: Die seit Jahrzehnten weitergeführte Modellnummerierung für M-Modelle wird aufgegeben.

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  • Jobst-H. Kehrhahn

Eine neue Leica M, eine überarbeitete Leica M9, eine Leica S, eine bunte X2-Edition und zwei neue Kompakte – Leica hat am Vorabend der photokina das hauseigene Kameraportfolio gründlich umgekrempelt und dabei auch mit einer altehrwürdigen Tradition gebrochen: Die seit Jahrzehnten konsequent weitergeführte Modellnummerierung für M-Modelle wird überraschend aufgegeben.

Aufsichtsratschef Andreas Kaufmann kündigte an, dass Leicas Messsucher-Flaggschiff künftig nur noch "Leica M" heißen werde – unabhängig von ihrem technischen Entwicklungsstand. Der soll künftig beispielsweise über Typnummern kenntlich gemacht werden. So trägt die jetzt neu vorgestellte "große" Leica M, die Bezeichnung "240" in ihren technischen Daten (PDF). Etwas verwirrend: Auch die leicht überarbeitete M9, die weiterhin im Programm verbleibt, trägt ein "M" in ihrer neuen Produktbezeichnung "Leica M-E" – das „E“ steht für "Essential".

Hier die Neuerungen im Überblick:

Leica M (Typ 240). Kernstück der großen "M" ist der von Leica in Kooperation mit dem belgischen Sensorhersteller Cmosis neu entwickelte 24-Megapixel-CMOS-Sensor im Kleinbildformat. Eine seiner Besonderheiten sei die flache Pixelarchitektur, heißt es bei Leica. Sie ermögliche es, die lichtempfindliche Fläche eines Pixels weit vorne zu positionieren, jedes einzelne könne so Licht aus allen Richtungen und großen Einfallswinkeln aufnehmen. Mikrolinsen würden zusätzlich Licht einsammeln, sodass die Kamera jetzt auch bei höheren ISO-Werten – maximal sind jetzt ISO 6400 möglich – rauscharme Bilder liefern soll, verspricht der Solmser Kamerahersteller. Dafür sorge auch der bereits im Leica-S-System verwendete "Maestro"-Bildprozessor.

Leica M (7 Bilder)

(Bild: Leica)

Auch die neue M bleibt eine klassische Messsucher-Kamera, kann aber jetzt als erstes M-Modell das Sucherbild dank Live-View zusätzlich auf dem 3’’-Display anzeigen, das 920.000 Pixel auflösen und dank Gorilla-Glas gegen Kratzer gefeit sein soll. Außerdem lässt dich der bislang nur bei der X2 einsetzbare elektronische Sucher nun auch bei der Leica M verwenden.

Damit Fotografen aber auch ohne Blick durch einen Sucher und ohne Autofokus – den es natürlich weiterhin nicht gibt – über die Live-View-Ansicht fokussieren können, hat Leica zwei zusätzliche Features eingeführt: Zum einen lassen sich Motive dank eines Live-View-Zooms maximal 10fach vergrößern, zum anderen markiert das sogenannte "Live-View-Fokus-Peaking" Kanten automatisch mit roten Linien. Anhand der Darstellung dieser Kanten soll sich die Fokussierung exakter beurteilen lassen.

Last not least: Auch die neue M kann jetzt Full-HD-Videos (1920 x 1080 Pixel) bei maximal 25 Vollbildern pro Sekunde drehen. Aufnahmen als Motion-JPEG, das heißt als Vollbilder, sollen möglich sein.

Die Leica M-E

(Bild: Leica)

Erhältlich sein soll die Leica M in einer schwarz lackierten und einer silbern verchromten Ausführung ab Anfang 2013. Der Preis: 6200 Euro.

Leica M-E. Statt die "alte" M9 vom Markt zu nehmen, führt Leica sie weiter, allerdings unter dem neuen Namen "Leica M-E" und in abgespeckter Form. Unter anderem fehlt beispielsweise der USB-Port und die Belederung wurde gewechselt. Die M-E ist laut Leica ab sofort für eine unverbindliche Preisempfehlung von 4800 Euro im Handel.

Leica S. Auch die "S-Klasse" verliert ihre Nummerierung im Namen: Statt einer S3 gibt es nun auch in Leicas Mittelformat-Segment künftig nur noch eine "Leica S". Unter anderem wurde ihr Pufferspeicher auf zwei Gigabyte verdoppelt. Datentransferraten bis zu 166 MB/s würden nun dafür sorgen, dass der Fotograf mit bis zu 32 Fotos mehr als doppelt so viele Bilder im Raw-Format hintereinander aufnehmen kann.

Überarbeitet wurde auch das Autofokus-System: Damit bei sich bewegenden Motiven die Schärfe zuverlässig nachgeführt werden kann, verfügt die Leica S nun über einen prädiktiven Autofokus. Die Kamera vergleicht die vorangegangenen Bewegungen des Motivs und errechnet, an welchem Punkt sich das Motiv bei der Auslösung befinden wird.

Die Leica S soll ab Dezember 2012 auf dem Markt sein, der Preis liegt bei 19.500 Euro.

(Bild: Leica)

Leica X2 "Edition Paul Smith". Um die Exklusivität der Marke unter Beweis zu stellen, bringt Leica gerne Sonderedition auf den Markt – diesmal eine knallbunte Leica X2 "Edition Paul Smith". Das Design kommt vom gleichnamigen britischen Modedesigner und Unternehmer. Sein erstes Geschäft eröffnete er 1970, die erste Herrenkollektion unter dem Label "Paul Smith" stellte er 1976 in Paris vor. Heute werden unter seinem Namen viele verschiedene Kollektionen in eigenen Ladengeschäften und über den Fachhandel in über 75 Ländern vertrieben.

Die Sonderedition ist weltweit auf 1500 Exemplare limitiert und soll bereits ab Oktober für 2300 Euro erhältlich sein.

Leica D-Lux 6 und V-Lux 4. Schon vor der photokina gingen Gerüchte, dass Leica neue Kompaktkamera-Modelle bringen wird. Diese haben sich nun bewahrheitet: Leica hat gestern sowohl die D-Lux 6 als auch die neue V-Lux 4 vorgestellt.

Die Leica V-Lux 4 kommt mit einem neu entwickelten 24-fach-Supertelezoom-Objektiv Leica DC Vario-Elmarit 1:2,8/4,5–108 mm; das entspricht einer Brennweitenspanne von 25 bis 600 Millimetern äquivalent zum Kleinbildformat. Bemerkenswert: Die größte Blende von immerhin f/2.8 bleibt über den gesamten Brennweitenbereich konstant. Neu sind laut Leica auch der 12-Megapixel CMOS-Sensor sowie der elektronische Sucher mit einer Auflösung von 1,3 Megapixeln. Ab November soll die Leica V-Lux 4 soll für knapp 800 Euro auf den Markt kommen.

Ein neu entwickeltes Objektiv besitzt laut Leica auch die D-Lux 6: Die Kamera mit dem betont nüchternen Design deckt einen Brennweitenbereich von 24 bis 90 mm (äquivalent Kleinbildformat) ab und besitzt eine Lichtstärke von f/1.4 bis f/2.8 über den gesamten Zoombereich. Die ISO-Empfindlichkeit lässt sich von ISO 80 bis ISO 12.800 einstellen. Ab November 2012 soll die Kamera im Fotofachhandel erhältlich sein. Die unverbindliche Preisempfehlung in Deutschland beträgt knapp 700 Euro.

(keh)