IT-Branchenverband will Homeland Security in Deutschland koordinieren

Der Bitkom stellte sein neues "Premiumprojekt Homeland Secuity" vor: Während der Staat sich um die innere wie äußere Sicherheit kümmert, sollen IT-Firmen unter anderem die kritischen Infrastrukturen absichern und Informationsverbünde planen.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf seinem "Forum Public Private Sector" in Berlin stellte der IT-Branchenverband Bitkom sein neues "Premiumprojekt Homeland Security" vor. Mit diesem "Leuchtturmprojekt" soll Deutschland seine nationale Souveranität im Kampf gegen den Terror verteidigen. Wie Projektleiter Michael Bartsch ausführte, geht es dabei zuvörderst um die Stärkung der nationalen Sicherheitsforschung und um eine enge Verzahnung mit der europäsichen Sicherheitsforschung. Die wehrhafte Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) solle als privatwirtschaftliche Initiative dem Staat dabei helfen, Bedrohungslagen abzubauen. Nach Angaben von Bitkom sind über 60 Firmen an der deutschen Homeland Security beteiligt, von Accenture über Cisco Systems und IBM bis hin zu Siemens und Vodafone.

Während der Staat sich um die innere wie äußere Sicherheit kümmert, sollen Bartsch zufolge IT-Firmen die kritischen Infrastrukturen absichern und Informationsverbünde planen, die bei Naturkatastrophen, Großschadenslagen und terroristischen Anschlägen schnell aktiviert werden können. Ein leistungsfähiges ITK-System soll nach den Vorstellungen des Bitkom dabei die Basis eines virtuellen Informations- und Leitsytems bilden, das die Gesellschaft bis in das letzte Nervenende alarmiert. Durch die zunehmende Verschmelzung von innerer und äußerer Sicherheit sei ein Fall eingetreten, in dem die ITK als zentrales Bindeglied agiere und vor allen Dingen für eine "angemessene Mittelallokation" sorge.

Das neue Leuchtturmprojekt "Homeland Security" wird beim Bitkom von drei Arbeitsgruppen entwickelt: Border Control, Katastrophenmanagement und einer Gruppe "Services und Prozesse im Bereich kritischer Infrastrukturen". Diese Arbeitsgruppen sollen in ruhigen Zeiten die Regierung beraten, die Bevölkerung aufklären und allgemein das Bewusstsein dafür stärken, dass ohne eine starke ITK-Industrie keine Homeland Security möglich ist. Außerdem sollen die gefundenen Lösungen der Arbeitsgruppen international vermarktet werden. Im Falle eines Terrorangriffes oder anderer Bedrohungen sollen sich die Arbeitsgruppen als privatwirtschaftliche Task Force und Expertennetzwerk dem Staat anbieten.

In seinem Grundsatzreferat schlug der Bitkom-Vertreter Bartsch stellenweise dramatische Töne an. Er zeichnete das Bild einer Gesellschaft, die sich im Dauerstress einen "All-Hazards-Approach" stellen und dabei begreifen muss, dass Homeland Security weit mehr ist als nur die Bekämpfung des Terrors. "Wir müssen erkennen, dass eine lückenlose Border Control weit mehr ist als die Verhinderung illegaler Einreisen mit modernster Technik. Border Control wird mittlerweile in der Fachwelt gleichbedeutend mit Risk Management gesehen." Ebenso bezeichnete er die Vermeidung inkonsistenter Datenhaltung als ersten Schritt beim Katastrophenmanagement. Die wichtigste Aufgabe dieser Arbeitsgruppe sei "der Abbau der Beratungsresitenz gegenüber neuen Technologien" bei den für das Katastrophenmanagement zuständigen Behörden. KRITIS als größte Arbeitsgruppe solle die Abhängigkeit verschiedener kritischer Infrastrukturen (Energie, Transport, Finanzwesen usw.) bearbeiten und Früherkennungsysteme entwickeln und vermarkten. Ideal sei es, wenn der Bitkom in Zukuft als neutraler Ansprechpartner in allen Fragen der Homeland Security wahrgenommen werde. (Detlef Borchers) / (jk)