Siemens beteiligt sich an europäischer Suchmaschine Quaero

Als weitere Partner für die geplante Google-Konkurrenz sind Bertelsmann und SAP im Gespräch.

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  • Monika Ermert

Am Rande der Tagung "Suchen und Finden im Internet" des Münchner Kreises wurde gestern bekannt, dass nach einem ersten Gespräch zur geplanten europäischen Suchmaschine Quaero im Bundeswirtschaftsministerium in der vergangenen Woche Siemens nun als Projektpartner feststeht. Das Projekt soll vom Bereich Corporate Technology betrieben werden. Als weitere Partner sind Bertelsmann und SAP im Gespräch, die Telekom hatte sich dagegen zurückgezogen, nicht zuletzt, so sagen Eingeweihte, wegen der Konkurrenz zu T-Online-Partner Google.

Ein weiteres Gespräch soll laut einem Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums in Kürze stattfinden. Wie viel Geld die Beteiligten investieren wollen, ist noch nicht klar. Die Latte liegt allerdings hoch: was Google allein für ein Labor mit 10 Studenten aufwendet, 7,5 Millionen US-Dollar, "hat hier nicht mal jede Fachhochschule", sagte Hendrik Speck, Informatikprofessor an der Fachhochschule Kaiserslautern, auf der Tagung.

"Mit der Suchmaschinentechnik macht Google vielleicht noch ein Prozent seines Umsatzes, 99 Prozent kommen aus dem Marketing", sagte Hendrik Speck. Im Grunde seien die Suchmaschinen heute eher Verkaufsmaschinen, die noch dazu ihre Suchalgorithmen nicht offen legten und sich dabei auf das Prinzip Security by Obscurity beriefen. Die Zusammenarbeit mit jungen Wissenschaftlern aus Deutschland lehne Google hartnäckig ab, kritisierte Speck. Die Einladung nach München hat der Marktführer ausgeschlagen.

Bei gesponserten und klar als solche erkennbaren Links, so sagte Volker Gläser von Yahoo Deutschland in München, werde das Gewissen mit der Rate der Klicks immer besser. "Das zeigt, dass es für die Nutzer relevant ist", so Gläser. Die normalen Trefferlisten versuche man dagegen so gut wie möglich "sauber zu halten", betonte Bradley Horowitz von Yahoo. Kritiker wie Speck sind davon alles andere als überzeugt. An profunden Studien zur Qualität der Suchmaschinen – beziehungsweise solchen Zusammenhängen – fehle es allerdings, sagte Dirk Lewandowski von der Universität Düsseldorf.

Mit der Expansion gerade der Suchmaschinen allgemein und Google insbesondere in weitere Telekommunikationsbereiche übers digitale Bezahlen bis zur Buchdatenbank entstehe ein regelrechtes Online-Monopol, warnte Wolfgang Sander-Beuermann, Vorsitzender des Suchmaschinenvereins SuMa e.V. und Betreiber der Metager-Suchmaschine der Uni Hannover. "Bislang waren Suchmaschinen 'nur' zentrale Verteiler digitalen Wissens", so Sander-Beuermann. Inzwischen dominiere Google aber den Online-Werbemarkt generell und es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen auch noch ins Banking-Geschäft einsteige.

Die Antwort auf die Entwicklung darf laut Speck allerdings nicht ein Ruf nach Regulierung sein. "So etwas wie das chinesische Modell einer staatlichen regulierten Suchmaschine wollen wir schließlich auch nicht." Stattdessen rät er, den Monopoltendenzen und Kahlschlag unter den Suchmaschinen eigenes Know-how und Forschung entgegenzusetzen. "Ich halte es dringend für erforderlich, eine eigene Suchmaschine aufzubauen", sagte Sander-Beuermann und mit Blick auf das Quaero-Projekt. (Monika Ermert) / (anw)