In fünf Jahren überm Berg: IPv6 im Aufwind

In fünf Jahren könne bereits jeder zweite per IPv6 ins Internet, schätzt Googles IPv6-Experte Lorenzo Colitti - wenn das gegenwärtige Wachstum anhält. Derzeit gelangt nur etwa 1 Prozent aller Verbindungen per IPv6 zu dem Suchmaschinenbetreiber.

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Von
  • Monika Ermert

In fünf Jahren könne bereits jeder zweite per IPv6 ins Internet, schätzt Googles IPv6-Experte Lorenzo Colitti - zumindest wenn das gegenwärtige Wachstum anhält. Laut Google sei die Zahl der per IPv6 surfenden Nutzer im vergangenen Jahr um 150 Prozent gewachsen – insgesamt machten sie aber nur knapp 1 Prozent aller Google-Besucher aus. Die schlechte Nachricht ist, dass diese Wachstumskurve wahrscheinlich nicht linear verläuft: "In drei Jahren sind wir wohl eher bei 10 Prozent, dann wachsen die Nutzerzahlen aber schneller," sagte Colitti am Rande des 65.Treffens der IP-Adressverwaltung RIPE in Amsterdam. Dort zog er auch eine positive Bilanz zum IPv6-Launch-Day im vergangenen Sommer.

Seine Messergebnisse zu IPv6 veröffentlcht Google als Diagramm und Grafik

(Bild: Google)

Als besonders beeindruckend bezeichnete Colitti die Zahlen aus Verizons LTE Mobilfunksparte. Dort nutzten täglich fast 20 Prozent aller Geräte das neue Protokoll. Erst vor wenigen Tagen habe Verizon ein für Android-Geräte notwendiges Update ausgeliefert. Nach Aussage von Colitti sei Verizon derzeit der einzige Mobilfunker, der seinen Kunden IPv6 tatsächlich anbietet. Im DSL-Netz von AT&T liege der Anteil an IPv6-Nutzern bei etwa 7 Prozent, bis Ende des Jahres sollen es nach Angaben des US-Providers ingesamt fünf Millionen werden. Bei den US-Kabelnetzbetreibern würden derzeit etwa 20 Prozent auch per IPv6 ins Internet gelangen. Der IPv6-Launch-Day habe sich ausgezahlt, meint Colitti. Die allermeisten der 3000 teilnehmenden Seiten, der Internet Service Provider sowie die vier Hardwarehersteller seien dabei geblieben.

Diese optimistischen Nachrichten zu IPv6 kommen zum richtigen Zeitpunkt: Seit Mitte September 2012 besitzt das RIPE nur noch eine knappe IPv4-Adress-Reserve. Daher müssen selbst Betreiber mit großen IPv4-Adressvorräten in Zukunft immer mehr Nutzer hinter einer IPv4-Adresse verbergen, letztlich kommen aber auch sie nicht an IPv6 vorbei. Die Deutsche Telekom hat für Ende des Jahres IPv6 für ihre Endkunden angekündigt. Laut den Google-Statistiken liegen bei der IPv6-Verbreitung in Europa Rumänien (7,6 Prozent) und Frankreich (4,4 Prozent) vorn, aus Deutschland greifen danach gerade einmal 0,25 Prozent per IPv6 auf Google zu.

Da der vielfach als Marketing-Event beschriebene IPv6-Launch-Day so erfolgreich war, erwägt man die Idee auch auf andere Themen wie die DNS-Sicherung DNSSEC zu übertragen. Mehr Aufmerksamkeit könnte auch bei DNSSEC einige Startprobleme lösen: Trotz der Zunahme signierter Zonen kommt die Validierung der DNSSEC-Signaturen nur sehr langsam voran. (rek)