Drucker-Business: MPS "mit Vollausstattung"
Managed Print Service, kurz MPS, ist für Unternehmen, die etwas mit dem Verkauf von Druckern und Multifunktionsgeräten zu haben, so etwas wie der Griff zum Festhalten. Allerdings greifen manche Anbieter derzeit noch ins Leere. Da wird sie sicher interessieren, wie die Stadt Zürich in Zukunft mit dem Thema Drucken umgeht.
Kyocera-Geschäftsführer Reinhold Schlierkamp
(Bild:Â Kyocera)
Lieber Kyocera-Chef Reinhold Schlierkamp,
im Druckermarkt ist Bewegung und viele Marktteilnehmer sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Handelsseite suchen ihren Weg, Geld zu verdienen. Manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lexmark zum Beispiel hat sich entschlossen, nicht nur wie im Frühjahr angekündigt halb, sondern jetzt auch ganz die Tintenstrahltechnik in Rente zu schicken. Samsung dagegen macht es umgekehrt und steigt – Kodak sei Dank – in den Tintendruckermarkt ein. Kyocera wiederum glaubt, mit dem (Wieder-) Einstieg in das Billigsegment das Beste für das Unternehmen zu tun. Und andere wie vor allem Epson und HP werden nicht müde, den Unternehmen in Deutschland zu predigen, dass sie gerade mit Tinte besser als mit Laser bedient sind. Man sieht, hier ist derzeit ganz schön viel in Bewegung. Und dann natürlich das große Thema MPS, also Managed Print Services. Das ist ja für fast alle Firmen, die etwas mit Druckern, deren Herstellung und Vertrieb zu tun haben, so etwas wie Cloud Computing für den Rest der IT-Branche: Der Griff zum Festhalten.
In Sachen MPS steckt die Branche ja noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Jetzt dringt aus der Schweiz eine Kunde zu uns rüber, die zeigt, was MPS in voller Konsequenz bedeuten kann. Die Stadt Zürich, entnehmen wir dem Informationsdienst inside-channels.de, wird in Zukunft komplett auf die Anschaffung von Druckern und Multifunktionsgeräten verzichten. Die Eidgenossen werden auch keine Printer mieten. Natürlich werden die Mitarbeitern der Stadt Zürich auch in Zukunft drucken und kopieren und vermutlich nicht weniger als bisher. Aber die Geräte, auf denen sie das tun, sowie auch das gesamte Drucker-Management, werden outgesourced, und zwar an den Dienstleister Swisscom IT Services (SITS). Laut dem kürzlich für 5,6 Millionen Franken pro Jahr an SITS vergebenen Vierjahres-Auftrag wird der Dienstleister die bestehenden Drucker kaufen und die Mietverträge der Multifunktionsgeräte übernehmen und muss danach sicherstellen, dass die Stadtverwaltung drucken kann (aktuell ca. 6.000 Geräte und ca. 160 Millionen Seiten Output/Jahr). Dazu gehört auch die Versorgung mit Papier und Toner.
SITS wird voraussichtlich Xerox-Multifunktionsgeräte und Lexmark-Drucker liefern, doch das Unternehmen ist grundsätzlich frei bei der Hersteller-Wahl. "Mich interessiert nicht, welche Geräte wir verwenden – die Services von SITS müssen unsere Anforderungen erfüllen", sagt dazu der IT- und Organisationschef der Stadt Zürich, Rolf Baumli. Ziel sei es, die Zahl der Drucker deutlich zu reduzieren und damit die Gesamtkosten für das Erstellen von In- und Output "markant zu senken". Zusätzlich sollen Energieverbrauch und Emissionen reduziert werden.
Was die Stadt Zürich in Zukunft einkauft, ist also der Service "Bedrucktes Papier“. Es ist zu vermuten, dass Baumli in den kommenden Wochen und Monaten einen noch dichter gepackten Terminkalender haben wird als bisher schon. Denn zweifelsohne werden sich viele Einkäufer und Orga-Verantwortliche bei ihm über die Details und die Entwicklung dieses – wie man sagen kann – Leuchtturm-Projektes informieren wollen.
Also interessant, was dort in Zürich derzeit passiert. Aber handelt es sich hierbei um ein Modell, das für alle Firmen taugt? Sicher nicht. Es kommt immer auf die besonderen Umstände an. Das "Züricher Modell" ist eine weitere Option, mit dem Thema Drucken umzugehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist sicher absolut übertrieben und wirklichkeitsfern zu behaupten, diese "MPS-Vollausstattung“ sei die ultimative Lösung. Es verhält sich vielleicht ähnlich wie mit der Fahrzeugflotte. Manche Firmen ziehen es noch immer vor, ganz traditionell ihre Dienstwagen zu kaufen, andere wiederum leasen ihre Fahrzeuge, und dann gibt es Unternehmen, die ihren gesamten Fuhrpark outsourcen (beispielsweise an Sixt) oder Langzeitmietmodelle bevorzugen.
"One size fits all“ – das gibt es weder im Firmenfahrzeug- noch beim Druckermanagement. Die Welt ist bunt, und das ist ja auch gut so, oder nicht? Und ganz unter uns, lieber Herr Schlierkamp, wo kämen wir denn da hin, wenn jedes Unternehmen mit dem Wunsch, die Zahl der Drucker "deutlich zu reduzieren" (Baumli) Ernst machen würde. Sie und ihre Handelspartner wollen doch schließlich Drucker verkaufen, und zwar je mehr, desto besser.
Weil es gerade so schön passt, lieber Herr Schlierkamp, hätte ich zum Schluss dann doch noch eine Frage zum (Wieder-) Einstieg von Kyocera in das Druckereinstiegssgment (s.o.): Wie wichtig ist für Kyocera dieses Segment im Hinblick auf das vor anderthalb Jahren angekündigte Ziel, den Umsatz bis zum Jahr 2016 verdoppeln?
Beste GrĂĽĂźe!
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