Roboter nach Rezept

Forscher der Carnegie Mellon University stellen erschwingliche Experimental-Roboter für den Eigenbau vor, die sich drahtlos mit dem Internet verbinden sollen.

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Von
  • Peter König

Nach anderthalbjähriger Entwicklungszeit haben Forscher der Carnegie Mellon University (CMU) in Pittsburgh drei Experimental-Roboter vorgestellt, die sich nach Einschätzung ihrer Entwickler von "fast jedem" aus handelsüblichen Bauteilen in wenigen Stunden nachbauen lassen sollen. Der Clou: Die Roboter verbinden sich drahtlos mit dem Internet und schicken beispielsweise die Bilder einer mitgeführten Webcam in alle Welt oder lassen sich übers Netz fernsteuern.

Ein Roboter nach Rezept (Foto: Ken Andreyo/CMU)

Alle drei Selbstbau-Bots bauen auf den sogenannten Telepresence Robot Kit (TeRK) auf. TeRK ist eine Entwicklung des außerordentlichen Robotik-Professors Illah Nourbakhsh und seines CREATE-Labors (Community Robotics, Education and Technology Empowerment). Der Begriff "Kit" ist allerdings etwas irreführend: Komplette Baukästen vertreibt die Gruppe von Carnegie Mellon nicht, sondern stellt auf ihrer Webseite lediglich genaue Bauanleitungen bereit. Anhand dieser ausführlichen "Rezepte", wie sie die Entwickler selbst bezeichnen, sollen College-Studenten, Schüler und Hobby-Robotiker mit Teilen, die es in Bastelläden und Baumärkten gibt, ihre günstigen Roboter für eigene Experimente aufbauen können. Die Bau-Rezepte, die nötige Software sowie Support will die Universität kostenlos anbieten, die Materialkosten pro Roboter werden je nach Typ mit 550 bis 750 US-Dollar veranschlagt.

Im kalkulierten Preis ist bereits eine Komponente mit eingerechnet, die man nicht im Baumarkt bekommt – denn alle Roboter nach dem TeRK-Konzept bauen auf eine zentrale Steuereinheit namens Qwerk auf. Diese entstand in Kooperation zwischen der Universität und der Firma Charmed Labs, welche die Zentraleinheit auch vertreibt. Bei Qwerk soll es sich um einen vollwertigen Linux-Rechner handeln, der sich in verschiedenen Sprachen programmieren lässt und alle nötigen Schnittstellen bietet, um die Sensor-Signale auszuwerten und die Aktuatoren anzusteuern. Die Zentraleinheit versteht sich per USB auch mit Webcams oder GPS-Empfängern, außerdem sorgt sie für Kontakt zum Internet. Querk kostet 349 US-Dollar – in seinem blauen Gehäuse verrichtet ein ARM9-RISC-Prozessor mit 200 Megahertz seine Arbeit und stützt sich auf 32 Megabyte SDRAM und 8 Megabyte Flash-Speicher.

Während zwei der jetzt vorgestellten Robotertypen auf eher konventionellen Dreirad-Chassis ihre Umgebung erkunden, erinnert der dritte – stationäre – Typ auf den ersten Blick irritierend an eine Blume. Mit Infrarotsensoren bestückt soll dieser Roboter in der Lage sein, ihm zugeworfene Bälle zu fangen. Weitere TeRK-Rezepte sind in Vorbereitung – einer der nächsten Typen soll die Luftqualität erschnüffeln können oder sich auf die Suche nach den Quellen akustischer Umweltverschmutzung machen. Auch an einem drahtlos fernsteuerbaren Teddybär wird angeblich gearbeitet. (pek)