Schlafendes Smartphone hört mit

Der Spracherkennungsspezialist Nuance arbeitet mit Chipherstellern an einer Technik, mit der Assistenzsysteme auf Zuruf "aufwachen".

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Von
  • Rachel Metz

Der Spracherkennungsspezialist Nuance arbeitet mit Chipherstellern an einer Technik, mit dem Assistenzsysteme auf Zuruf "aufwachen".

Wenn sich ein Smartphone oder Tablet im Stromsparmodus befindet, muss der Nutzer es momentan noch per Tastendruck aufwecken, um ein eingebautes Sprachassistenzsystem wie Apple Siri oder Google Now zu starten. Der Softwareanbieter Nuance, Spezialist für Spracherkennung, arbeitet nun zusammen mit Chipherstellern an einer Technik, mit der mobile Geräte jederzeit auf Spracheingaben reagieren können.

Nuance ist laut Angaben von Technikchef Vlad Sejnoha mit gleich mehreren Prozessoranbietern im Gespräch, die derzeit "sehr aktiv" über entsprechende Implementierungen nachdenken. Dabei sollen die mobilen Geräte praktisch ständig lauschen, was der Nutzer zu sagen hat – und dabei trotzdem nur vergleichsweise wenig Strom verbrauchen.

Die Nutzung von Spracherkennungssystemen wächst in den letzten Jahren massiv. Die meisten modernen Smartphones besitzen inzwischen virtuelle persönliche Assistenten, die von der Wettervorhersage bis zum nächstgelegenen Restaurant alle Anfragen per Sprache abwickeln. Nuance arbeitet an einem eigenen System namens "Dragon Go!", soll aber auch Lieferant großer Unternehmen wie Apple sein.

Technikchef Sejnoha glaubt, dass man in spätestens ein bis zwei Jahren einfach direkt in sein Smartphone sprechen kann, ohne vorher eine Taste drücken zu müssen. Fragen wie "Was steht heute noch in meinem Kalender?" würden dann verzögerungsfrei beantwortet. Das Telefon werde erkennen können, dass sein Besitzer spricht, automatisch aufwachen und die gewünschte Funktion ausführen.

So fortschrittlich aktuelle Systeme bereits sind, Sejnoha sieht vor allem in der Bedienung ein Problem. Noch sei die Interaktion zu schwierig, meint er. "Es stört, wenn man das Gerät erst anschalten muss. Wir wollen das vereinfachen und auch diese Schwierigkeiten noch eliminieren."

Damit die Technik funktioniert, müssen die Erkennungssysteme aber auch zwischen einer ständigen Geräuschkulisse und der Stimme des Nutzers unterscheiden können. Auch daran arbeitet Nuance laut dem Technikchef.

Bliebe noch die Frage nach dem Schutz der Privatsphäre. Sejnoha zufolge plant Nuance, die Software so zu entwickeln, dass die Hintergrundgeräusche privat bleiben und nicht gespeichert werden. Ob dem Nutzer gefällt, einen ständigen elektronischen Mitlauscher um sich zu haben, steht aber auf einem anderen Blatt..

Zudem gibt es Alternativen. So ließe sich die Spracherkennung beispielsweise automatisch starten, wenn man das Gerät anhebt. Dazu muss nicht dauernd mitgehört werden – es reicht, den in den meisten Smartphones enthaltenen Beschleunigungssensor zu nutzen. (bsc)