Microsoft Research schickt "SenseCam" in den Feldversuch

24-Stunden-Kamera hilft Menschen mit Demenzerkrankungen.

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Seit 2004 arbeiten Forscher des Softwarekonzerns im britischen Cambridge bereits an der 24-Stunden-Kamera. Nun hat Microsoft Research seine kompakte "SenseCam" in den Feldversuch geschickt: Patienten mit Demenzerkrankungen und Alzheimer im Frühstadium soll sie helfen, sich besser an jüngste Ereignisse zu erinnern. Die Technik ist dabei recht trivial: Die SenseCam wird um den Hals getragen und nimmt automatisch mindestens alle 30 Sekunden Weitwinkelfotos in niedriger Auflösung auf, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Das Gerät enthält einen Beschleunigungsmesser, um das Bild zu stabilisieren und Unschärfen zu vermeiden. Die Kamera reagiert zudem auf Bewegungen, Temperaturveränderungen und unterschiedliche Beleuchtungszustände. "Weil wir mit einem Weitwinkelobjektiv arbeiten, muss man die Kamera nicht auf irgendetwas richten – sie fängt einfach nur fast alles ein, was der Träger sieht", erläutert Steve Hodges, Manager der "Sensor and Devices Group" bei Microsoft Research. Die Ereignisse eines ganzen Tages können so digital auf einer Speicherkarte abgelegt und dann auf einen PC übertragen werden, um sie später zu betrachten. Mit einer speziell entwickelten Software können die Microsoft-Forscher die Bilder außerdem in einen kurzen Film verwandeln. So entsteht ein Video, das die Ereignisse eines ganzen Tages in wenige Minuten fasst.

Die SenseCam wurde ursprünglich auch als Erinnerungshilfe für gesunde Menschen entwickelt, wichtiger scheinen aber die Anwendungen in der Medizin. Derzeit laufen klinische Tests an Patienten mit Gedächtnisproblemen. Narinder Kapur, Leiter der Abteilung für Neuropsychologie am Addenbrooke's Hospital in Cambridge, prüft die SenseCam derzeit bei acht Personen. Bei einer Frau, die an limbischer Enzephalitis litt und sich nur noch an rund zwei Prozent der Ereignisse aus der zurückliegenden Woche erinnern kann, half das Gerät bereits erstaunlich viel. So zeigten Kapur und sein Team, dass die Patientin die meisten wichtigen Ereignisse behalten konnte, nachdem sie die Aufnahmen über einen Zeitraum von zwei Wochen jeweils alle zwei Tage rund eine Stunde mit ihrem Mann betrachtete. Die SenseCam soll nun weiter getestet werden – offenbar helfen die Erinnerungssitzungen, Erinnerungen zu vertiefen.

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(bsc)