IROS: Roboter werden immer billiger

Auf der Robotik-Konferenz IROS wurden gleich mehrere Maschinen vorgestellt, die zeigen, dass der Preis für Roboter immer weiter fällt. Für den Preis eines Roboterarms bekommt man mittlerweile einen kompletten humanoiden Roboter.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Die Robotik-Konferenz IROS (Intelligent Robots and Systems), die in diesen Tagen im portugiesischen Vilamoura tagt, wird immer auch gerne als Forum für Ankündigungen und die Vorstellung neuer Produkte genutzt. So stellte Sven Behnke (Universität Bonn) rechtzeitig zum Konferenzbeginn eine Beschreibung des neuen humanoiden Roboters NimbRo-OP ins Netz, den seine Forschungsgruppe für Autonome Intelligente Systeme gemeinsam mit der südkoreanischen Firma Robotis entwickelt hat.

Kathrin Gräve (Uni Bonn) präsentiert den humanoiden Roboter NimbRo-OP.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

NimbRo-Op ist eine modulare, Open-Source-Plattform, die in erster Linie für Forschungszwecke gedacht ist. Wer will, kann sich den 95 Zentimeter großen Roboter anhand der frei zugänglichen Baupläne selbst zusammenschrauben. Es gibt ihn aber auch bis 31. Dezember 2012 fertig montiert zum Einführungspreis von 20.000 Euro. Für das Geld bekam man sonst bisher allenfalls einen einzelnen Arm.

Ebenfalls als Plattform für Forschung und Ausbildung ist der mobile Manipulator youBot gedacht, der nach einigen Anlaufschwierigkeiten jetzt ausgeliefert wird. Das soll am heutigen Dienstag im Rahmen der IROS mit einer Rollout Party gefeiert werden. Ansonsten zeigen mehrere Universitätsteams täglich bei einem Wettbewerb, was der einarmige Roboter mit den omnidirektionalen Mecanum-Rädern kann.

Wen diese Darbietungen überzeugen, der kann den Roboter noch bis 30. November 2012 zum Weihnachts-Sonderpreis von 20.490 Euro bestellen. Falls der youBot tatsächlich den weihnachtlichen Gabentisch schmücken soll, sollte man mit der Bestellung aber nicht zu lange warten: Die Lieferzeit wird gegenwärtig auf sechs bis acht Wochen geschätzt.

Der Roboterkopf Flobi

(Bild: Frank hegel )

Aber muss es gleich ein kompletter Roboter sein? Wer sich fürs Erste auch mit einem Auge zufrieden gibt, kommt billiger davon. Auf weniger als 500 Euro bezifferte Ingo Lütkebohle die Kosten des Roboterauges, das am CoR-Lab der Universität Bielefeld für den Roboterkopf Flobi entwickelt worden ist. Trotz des niedrigen Preises, der durch die Verwendung billiger, kommerziell verfügbarer Komponenten und die Herstellung der Struktur auf einem 3D-Drucker erreicht wurde, kann das Auge mit guten Leistungsdaten aufwarten. Mit Winkelgeschwindigkeiten von 600 bis 800 Grad pro Sekunde ist es sehr beweglich, macht dabei kaum Geräusche und hat eine gute Kamera in der Pupille integriert. Der Positionierungsfehler liegt bei etwa 0,5 Grad. Akademischen Nutzern stellen die Bielefelder Forscher die CAD-Daten zum Nachbau bereit.

Roboterpionier Rodney Brooks ist auf der IROS nicht persönlich anwesend, aber gleichwohl ein Gesprächsthema. Denn gerade in diesen Tagen ist er mit dem zweiarmigen Industrieroboter Baxter an die Öffentlichkeit getreten, den er mit seiner Firma Rethink Robotics während der vergangenen fünf Jahre entwickelt hat.

Noch ist nicht bekannt, was der Roboter wirklich kann. Doch der publizierte Preis von 22.000 US-Dollar sorgt schon jetzt für einige Nervosität in der Branche. Denn Baxter ist keine Forschungsplattform. Der Kauf dieses Roboters soll nicht nur Weihnachten für feuchte Augen sorgen, sondern sich auch wirtschaftlich lohnen. Private Investoren, die die Entwicklung des Roboters mit 62 Millionen US-Dollar unterstützt haben, sind offenbar überzeugt, dass die Rechnung aufgeht. Die können sich natürlich auch täuschen. Doch der allgemeine Preisverfall bei Robotern deutet darauf hin, dass da einiges in Bewegung kommt.

Der Industrieroboter Baxter von Rodney Brooks

(Bild: Rethink Robotics)

(mho)