EU-Kommissarin: Aktuelle Filme sollten schneller online verwertet werden

Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin, hat das gegenwärtige System unterschiedlicher Verwertungsfenster in der Filmbranche kritisiert und einen flexibleren Rahmen angeregt.

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Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin, hat das gegenwärtige System unterschiedlicher Verwertungsfenster in der Filmbranche kritisiert. Die übliche, vom Kino über die DVD und das Fernsehen bis hin zum Internet reichende Veröffentlichungskette biete nicht die optimalen Kombinationsmöglichkeiten, erklärte die Niederländerin am Dienstag auf einem Filmforum in Cannes. Sie regte einen flexibleren Rahmen an, der neue Geschäftsmodelle fördere, Fans und Verbrauchern mehr Auswahl biete und die "Piraterie" begrenze. Die Kunden müssten einfacher sofort je nach Wunsch und legal an die Dinge kommen, "die sie wollen", betonte Kroes. Dabei dürften sie nicht auf "frustrierende künstliche Barrieren" stoßen.

Das digitale Zeitalter sei keine Bedrohung für die Filmindustrie, führte Kroes aus. Vielmehr biete es eine einzigartige Vermarktungsmöglichkeit, die nicht ignoriert oder bekämpft werden dürfe. Die Leute gingen zwar heute nicht mehr ins Kino, um dort die Nachrichten zu schauen. Aber viele bezahlten insgesamt nach wie vor mehrere Hundert Millionen Euro, um an einem einzelnen Wochenende einen Film auf der großen Leinwand zu genießen. Die digitale Technik habe sich so als besser für alle Seiten erwiesen, was sich auch an der wachsenden Zahl legaler Downloads im Musiksektor widerspiegele.

Konkrete gesetzgeberische Schritte kündigte Kroes noch nicht an, da sie ihre Anregung zunächst zur Diskussion stellen wolle. Im September hatte auch das EU-Parlament "flexiblere Verwertungsfenster" angemahnt. Die Filmbranche lehnt es bislang ab, dass ihr Vermarktungsprinzip aufgeweicht wird. Sie meint, etwa keine nationalen Verleiher mehr fürs Kino zu finden, wenn die aktuellen Filme gleichzeitig online erhältlich sind. (anw)