"Silicon Swamps" - Florida entwickelt sich zum Hightech-Staat

In den vergangenen Jahren verzeichnete der Ostküstenstaat die höchsten prozentualen Zuwächse bei der Schaffung von Hightech-Arbeitsplätzen in den USA - noch vor dem kalifornischen Silicon Valley.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gilt das südliche Gebiet der San Francisco Bay in Kalifornien als Schmelztiegel der Halbleiter- und Softwareindustrie. Im Silicon Valley – im "Silizium-Tal" –, das bis hinunter nach San José reicht, haben sich seither tausende Hightech-Unternehmen angesiedelt: Adobe, AMD, Apple, Cisco, eBay, Electronic Arts (EA), Google, Hewlett Packard (HP), Intel, SAP, Sony, Yahoo und viele mehr. In Sachen Hightech-Arbeitsplätze nimmt Kalifornien nach Zahlen des Branchenverbandes AeA (vormals American Electronics Association) weiterhin unangefochten Platz eins unter den US-Bundesstaaten ein. Laut der jetzt veröffentlichten Studie "Cyberstates 2007" waren Ende 2005 knapp 920.000 Kalifornier in der Hightech-Branche beschäftigt. Den zweiten Platz nimmt Texas mit 446.000 Hightech-Arbeitsplätzen ein, gefolgt von New York (rund 300.000).

Die höchsten prozentualen Zuwächse bei Hightech-Arbeitsplätzen in den vergangenen Jahren weist jedoch ein Bundesstaat auf, den viele eher mit Sonne, Urlaub oder Altersruhesitz in Verbindung bringen: Florida. Mehr als 276.000 Einwohner im Sunshine State hatten AeA-Angaben zufolge Ende 2005 einen gut dotierten Arbeitsplatz in der Hightech-Industrie, 4,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Florida liegt damit bereits auf Platz vier im landesweiten Ranking. "Während andere Staaten sich erst jetzt vom Platzen der New-Economy-Blase im Jahr 2001 erholen, haben wir bereits zwei Jahre mit den höchsten Wachstumsraten im Land hinter uns", erklärt der von eWeek zitierte Amjad Shamin, Chef einer in Fort Lauderdale ansässigen IT-Consulting-Firma und Regionalvorsitzender der AeA.

Die meisten neuen Hightech-Jobs in Florida wurden demnach im ingenieurtechnischen Dienstleistungsbereich geschaffen (4600), gefolgt von der verarbeitenden Industrie (2100), dem Bereich "Computer Systems Design und Services" (2500) sowie Internetdienstleistungen (1100). Die Einkommen liegt laut AaA, das bei seinen Erhebungen auf Daten des U.S. Bureau of Labor Statistics (BLS) zurückgreift, im Schnitt bei 61.000 US-Dollar – 70 Prozent mehr als der Jahreslohn eines normalen Angestellten in Florida. Dass der Ostküstenstaat bislang nicht als Hightech-Land registriert wurde, liegt nach Einschätzung des AeA-Vorsitzenden William Archey vor allem daran, dass es kein Ballungszentrum wie etwa in Kalifornien gibt. "Geeks suchen gerne die Nähe von Geeks", sagt Archey. Die Konsequenz seien aber häufig explodierende Preise wie im Silicon Valley. In Florida hingegen würden sich die Hightech-Unternehmen auf den gesamten Staat verteilen, von der Hauptstadt Tallahassee im Norden bis nach Miami im Süden.

Dass das Silicon Valley seine Rolle als Magnet für hochqualifizierte Arbeitskräfte aber längst nicht verloren hat, belegt die Cyberstate-Studie: Nach absoluten Zahlen (plus 14.000) führt Kalifornien bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Hightech-Branche in den USA, wo im Jahr 2006 insgesamt 5,8 Millionen Menschen beschäftigt waren. Die meisten neuen Jobs (88.5000) wurden im vergangenen Jahr im Software-Segment geschaffen, insgesamt nahm die Zahl der Hightech-Arbeitsplätze in den USA im Jahr 2006 um 147.000 zu (plus 3 Prozent). Weiter rückläufig war hingegen die Beschäftigungssituation im Telekommunikations-Sektor, wo 13.300 Arbeitsplätze verloren gingen. Der landesweite Durchschnittsverdienst in der Hightech-Branche betrug laut AeA im vergangenen Jahr 75.500 US-Dollar, 86 Prozent mehr als Durchschnittslohn in der Privatwirtschaft. (pmz)