Die Woche: Community-Beteiligung mal anders

Mit seiner neuen Contribution-Seite bietet Canonical Ubuntu-Anwendern erstmals die Möglichkeit, einzelne Entwicklungsbereiche der Linux-Distribution finanziell zu unterstützen. Richtungsentscheidungen trifft der Distributor aber weiterhin allein.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Mirko Dölle

Open-Source-Projekte haben ihre eigene Währung: Wertvoll sind Code-Blöcke, Patches und Bugreports. Reine Anwender ohne Programmierkenntnisse haben es daher oft schwer, sich an der Entwicklung zu beteiligen. Größere Projekte richten deshalb häufig Spendenkonten ein, über die Anwender wenigstens einen finanziellen Beitrag leisten und das Projekt als Ganzes unterstützen können.

Auch bei Ubuntu hatten Anwender bislang nur die Möglichkeit, der freien Entwicklergemeinde insgesamt Geld zu spenden. Mit der neu eingeführten Contributions-Seite hat Canonical die Spielregeln geändert: Anwender können Ihr Geld nun in verschiedene Entwicklungsziele investieren und damit einen gewissen Einfluss auf die Entwicklungsrichtung des Gesamtprojekts ausüben. Zudem dürfte die prominente Platzierung der Contributions-Seite unmittelbar vor jedem Download von der Projektseite für einen Anstieg der Spendengelder insgesamt sorgen – bisher musste man explizit nach einer Spendenseite suchen.

Mit insgesamt acht Rubriken ist das Raster für die Verteilung der Gelder recht grob – mit voller Absicht, wie Community-Manager Jono Bacon in seinem Blog-Eintrag erklärt: Man möchte den Anwender nicht mit zu vielen Auswahlmöglichkeiten überfordern. Sicher eine gute Überlegung.

Nach konkreten Richtungsentscheidungen will Canonical die Anwender aber lieber nicht fragen – etwa nach dem Standard-Desktop. Kaum eine Entscheidung des Distributors war unter den Anwendern so umstritten wie die Wahl von Unity als Standard-Desktop. Mit seinem differenzierten Spendensystem könnte sich Canonical ein klareres Bild davon machen, wie viel Gnome oder ein anderer Desktop den Anwendern wirklich wert ist. Um einfache Anwender nicht zu überfordern, könnte man diese Wahlmöglichkeiten hinter einem Reiter "Fortgeschrittene" verstecken.

Und wenn man schon dabei ist, sollte Canonical gleich noch einen Reiter "Experten" einführen, wo Anwender Geld für frei wählbare Ubuntu-Pakete spenden können. Das wäre eine echte Beteiligung der Anwendergemeinde an der Entwicklungsrichtung. (mid)

(mid)