Weniger Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2012 ist die Zahl der Firmeninsolvenzen weiter gesunken. In der zweiten Jahreshälfte rechnen die Experten jedoch mit einer Trendumkehr.

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Von
  • Marzena Sicking

Im ersten Halbjahr 2012 war bei der Entwicklung der Firmeninsolvenzen noch nichts von einer europäischen Schuldenkrise zu spüren. So meldeten nach Angaben der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel in diesem Zeitraum insgesamz 15.082 Unternehmen Insolvenz an. Das sind 1,4 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Allerdings rechnen die Wirtschaftsexperten bei den Zahlen für die zweite Jahreshälfte mit einer Trendumkehr. Die hiesige Wirtschaft schwäche sich aktuell ab, was zwangsläufig zu einer steigenden Zahl an Firmeninsolvenzen führen werde. Ein Indikator dafür sei vor allem die derzeit abnehmende Bonität der deutschen Unternehmen. Für das gesamte Jahr 2012 prognostiziert Bürgel deshalb 31.000 Firmeninsolvenzen.

Besonders schwer haben es erneut vor allem die Jungunternehmen. Der Anteil der bis zu zwei Jahre alten Firmen an Insolvenzstatistik beträgt aktuell 26,5 Prozent. Im ersten Halbjahr waren es 3.993 Pleiten und damit 1,6 Prozent mehr als in der Vorjahreshälfte. Auch bei den Unternehmen, die erst drei bis vier Jahre am Markt sind, stieg die Zahl der Insolvenzen, mit einem Plus von 0,5 Prozent fiel der Zuwachs allerdings deutlich geringer aus. Insgesamt haben die drei- und vierjährigen Firmen einen 12,3-prozentigen Anteil an der aktuellen Insolvenzstatistik.

Am stärksten ist Nordrhein-Westfalen von den Unternehmenspleiten betroffen (5.697 Firmenpleiten absolut bzw. 87 Fälle je 10.000 Unternehmen). Weit über dem Bundesdurchschnitt von 47 Fällen je 10.000 Firmen liegen auch Sachsen-Anhalt (58 je 10.000 Firmen) und Schleswig-Holstein (54). Die wenigsten Firmeninsolvenzen gab es in Baden-Württemberg (27 Pleiten je 10.000 Unternehmen), Bayern (31), Hessen und Mecklenburg-Vorpommern (je 35).

Insgesamt stieg die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahr in insgesamt vier Bundesländern an: in Schleswig-Holstein gab es mit 6,6 Prozent den höchsten Anstieg, es folgten Bayern (plus 4,4 Prozent), Hessen (plus 1,7 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (plus 0,3 Prozent). das höchste Minus hat Mecklenburg-Vorpommern mit 13,4 Prozent weniger Firmeninsolvenzen zu verzeichnen, gefolgt von Rheinland-Pfalz (minus 9,6 Prozent) und Niedersachsen (9,0 Prozent).

Nach Rechtsformen betrachtet, betrafen 42 Prozent der Pleiten im ersten Halbjahr Gewerbetreibende und Einzelunternehmen. 38,6 Prozent der Firmenpleiten gehen auf das Konto von GmbHs. Mit großem Abstand folgt die Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) mit einem Anteil von 5,3 Prozent. Allerdings gab es hier einen massiven Anstieg der Fallzahlen um 75 Prozent.

Als häufigsten Grund für die aktuellen Insolvenzen haben die Analysten das Ausbleiben neuer oder die Stornierung bzw. die Verschiebung bereits erteilter Aufträge ausgemacht. Viele Firmen werden von zahlungsunfähigen Kunden mit in die Pleite gerissen. Erst auf den weiteren Plätzen folgen innerbetriebliche Fehler, etwa im Management, sowie fehlendes Eigenkapital als Insolvenzursache. (gs)