Öko-Logo: EPEAT winkt Ultrabooks durch

Der Streit zwischen Apple und Epeat ist beendet: Die Herausgeber des Umweltzeichens legen ihre Kriterien so lax aus, dass wohl jedes flache Notebook sie erfüllt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 164 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Ultrabooks von Apple, Samsung und weiteren Herstellern dürfen das Umweltzeichen Epeat weiterhin tragen, melden die Herausgeber des Logos. Damit stehen die Ergebnisse einer Untersuchung fest, die Apple ausgelöst hatte: Der MacBook-Hersteller entfernte im Juli überraschend seine Produkte aus dem Epeat-Register, trug sie dann aber wieder ein. Hintergrund war vermutlich ein Streit zwischen Apple und Epeat über die Vereinbarkeit von flachen Notebooks mit dem Öko-Logo.

Nun steht fest: Epeat legt seine Kritierien so lax aus, dass wohl jedes aktuelle Ultrabook sie erfüllt. Das zuständige Epeat-Gremium entschied, dass die Anforderung der "Aufrüstbarkeit" (PDF-Datei) schon dann erfüllt ist, wenn das Notebook einen "extern zugänglichen Anschluss" hat, mit dem man die "Kapazität" erweitern kann.

Mit anderen Worten: Ein USB-Anschluss genügt, damit das Notebook im Sinne von Epeat "aufrüstbar" ist. Nicht erforderlich ist, dass man den Arbeitsspeicher vergrößern oder die Festplatte tauschen kann. Eine Auslegung, die selbst Epeat-Chef Robert Frisbee überrascht, wie dieser gegenüber PC Pro gestand.

Weitere Kriterien verlangen, dass das Gehäuse und der Akku entfernt werden können, und zwar jeweils "leicht" und "mit üblichen Werkzeugen" (PDF-Datei). Auch das ist laut Epeat kein Problem für die Ultrabooks: Man habe die fünf am schwersten zerlegbaren Modelle identifiziert und von einem unabhängigen Labor überprüfen lassen. Die Tester hätten die Geräte in maximal 20 Minuten zerlegt, die Entnahme des Akkus habe maximal zwei Minuten gedauert.

Notebook-Recycling (4 Bilder)

Beim Notebook-Recycling geht es um Sekunden. Der Recycler von Elpro Elektronik-Produkt Recycling in Braunschweig hebelt den Akku mit einem Schraubenzieher aus dem Gehäuse ... (Bild: Florian Müssig / c't)

Ein geübter Recycler wäre vermutlich noch schneller, schreiben die Epeat-Herausgeber. Sie gehen aber nicht darauf ein, wie viel Zeit Recycler in der Praxis tatsächlich haben, den Akku zu entnehmen. Zumindest in Deutschland ist es zurzeit nicht wirtschaftlich, Notebook-Gehäuse bei der Entsorgung aufzuschrauben. Deswegen dürften Akkus von Ultrabooks (und Tablets und vielen Smartphones) entgegen der Bestimmungen des ElektroG selten getrennt recycelt werden.

Welche Modelle probehalber zerlegt wurden, verriet Epeat nicht, nur die Hersteller sind bekannt: Apple, Lenovo, Samsung und Toshiba. Deshalb ist offen, ob auch das MacBook Pro Retina mit eingeklebtem Akku getestet wurde, oder nur das MacBook Air.

Greenpeace beschuldig Epeat, gegenüber den Hersteller klein beigegeben zu haben. Epeats Segen für die Ultrabooks führe zu "weniger Recycling und mehr Elektroschrott", sagte Aktivist Casey Harrell gegenüber BusinessGreen. Epeat-Chef Robert Frisbee verteidigt das Epeat-System: Die Kriterien würden von einer breiten Gruppe von "Stakeholdern" entwickelt und interpretiert, darunter Hersteller, Einkäufer, Umweltaktivisten, Wissenschaftler, Recycler und Regierungsvertreter. (cwo)