Auch Frankreichs Regierungscomputer sollen Ziel chinesischer Angriffe gewesen sein

Nach dem Wahlsieg von Nicolas Sarkozy sollen auch Server der französischen Regierung von "roten Hackern" angegriffen worden sein.

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Von
  • Florian Rötzer

Nachdem angeblich Computer der deutschen Regierung, des Pentagon und des britischen Außenministeriums von chinesischen Hackern angegriffen und womöglich durch "Online-Durchsuchungen" ausspioniert worden sein sollen, meldet nun auch Frankreich Nämliches. Francis Delon, der Leiter des Generalsekretariats für Nationale Verteidigung (SGND), erklärte der Zeitung Le Monde, dass nun auch Spuren von Angriffen auf staatliche Server entdeckt worden seien und es sich dabei um eine "ernsthafte Angelegenheit" handele.

China hat bekanntlich zurückgewiesen, dass irgendwelche Behörden an den Computerangriffen beteiligt seien. Schon davor hatte Estland der russischen Regierung unterstellt, einen Cyberwar gegen das Land ausgeführt zu haben, wodurch zeitweise Websites von Ministerien, Behörden und Unternehmen nicht mehr erreichbar waren. Zwar hatten auch hier IP-Adressen nach Russland gezeigt, aber es ist weiterhin unbekannt, wer die DDoS-Angriffe tatsächlich ausgeführt hat, und eher unwahrscheinlich, dass die russische Regierung oder die Geheimdienste hier mitgewirkt haben. Sollten die Angriffe tatsächlich von China ausgehen, so könnte man zumindest von einer Duldung der Hackerangriffe ausgehen, schließlich wird das chinesische Internet intensiv überwacht.

Die Angriffe aus China wurden kurz vor der Abreise von Bundeskanzlerin Merkel nach China "aufgedeckt". In Frankreich solle die Angriffe nach dem Wahlsieg von Sarkozy begonnen haben und gleicher Herkunft sein. Allerdings wollte Delon nicht direkt die chinesische Regierung verantwortlich machen. Zwar sei es eine Vermutung, dass die chinesische Volksarmee dahinter stehe, sicher sei aber eine chinesische Beteiligung. Allerdings seien die Angriffe immer von anderen Adressen ausgegangen, um die Herkunft zu verschleiern.

Die SGDN ist seit einigen Jahren für den Schutz der nationalen Computernetze verantwortlich. Sorge bereite Delon, dass Angriffe mehr und mehr mit Computern ausgeführt werden, die durch Trojaner infiziert wurden. Früher habe es "globale Viren" wie den I-Love-You-Virus gegeben, heute seien die Viren unsichtbar und könnten nur durch große Aufmerksamkeit entdeckt werden. Die wichtigsten Netzwerke des französischen Staats seien nicht mit dem Internet verbunden und daher sicher, erklärt Delon, aber viele Unternehmensnetzwerke, die auch strategische Bedeutung besitzen, seien gefährdet. Es existiert für ihn die "terroristische Bedrohung" des Internet, aber Terroristen würden das Internet eher für Propaganda und Organisation verwenden. Die Gefahr, dass durch Angriffe ein Chaos verursacht werden kann, gehe jetzt aber eher von den "roten Hackern" aus. (fr)