Exoplanet im System Alpha Centauri entdeckt

Astronomen haben im erdnächsten Sternsystem Alpha Centauri einen Planeten gefunden, der ungefähr die Masse der Erde hat. Auf dem Exoplaneten in 4,3 Lichtjahren Entfernung ist es jedoch zu heiß, um erdähnliches Leben zu ermöglichen.

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Europäische Astronomen haben einen Planeten im Alpha-Centauri-System entdeckt, dem Sternsystem, das unserem Sonnensystem am nächsten liegt. Der Planet umkreist den sonnenähnlichen Stern Alpha Centauri B und hat ungefähr die Masse unserer Erde. Das teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) am gestrigen Dienstag mit und erläuterte die Entdeckung in einem Fachartikel (PDF-Datei). Dieser bislang leichteste Exoplanet um einen sonnenähnlichen Stern wurde mit dem Spektrografen HARPS am La-Silla-Observatorium in Chile nachgewiesen.

Künstlerische Darstellung des Alpha-Centauri-Systems

(Bild: ESO/L. Calçada/N. Risinger (skysurvey.org))

Wie die Sternwarte erläutert und in einem eigenen Video visualisiert, handelt es sich bei Alpha Centauri um ein Dreifachsystem, das lediglich 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Es umfasst die Sterne Alpha Centauri A und B sowie Proxima Centauri. Weil es sich astronomisch gesehen in unmittelbarer Nachbarschaft der Sonne befindet, wurde es ein beliebter Schauplatz in der Science-Fiction. Beispielsweise spielt dort der Film Avatar oder das PC-Spiel Sid Meier's Alpha Centauri. Schon seit langem hätten Astronomen darüber spekuliert, ob es dort auch in der Realität Planeten gebe; dank HARPS sei nun der Nachweis geglückt.

Mit HARPS kann bei extremer Genauigkeit die Radialgeschwindigkeit eines Sterns bestimmt werden, jener Geschwindigkeitsanteil mit dem er sich auf die Erde zu oder von ihr weg bewegt. Dabei auftretende periodische Schwankungen deuten auf Planeten um diesen Stern hin. Bei der jetzt vorgestellten Messung sei die höchste Genauigkeit erzielt worden, die jemals mit dieser Methode erreicht wurde. Der Exoplanet sei verantwortlich für eine Geschwindigkeitsabweichung des Sterns von gerade einmal 1,8 Kilometern pro Stunde, so schnell wie ein krabbelndes Baby.

Alpha Centauri im Sternbild Zentaur am Südsternhimmel

(Bild: ESO, IAU and Sky & Telescop)

Der neuentdeckte Planet ist der leichteste der bislang in der Umlaufbahn eines sonnenähnlichen Sterns nachgewiesen wurde. Er umkreist Alpha Centauri B in einer Entfernung von gerade einmal 6 Millionen Kilometern. Das ist viel weniger als die Erde, die die Sonne in rund 150 Millionen Kilometern umkreist. Der neue Exoplanet befindet sich deswegen auch deutlich außerhalb der habitablen Zone, in der Leben möglich ist, so wie wir es kennen. Für eine Umkreisung von Alpha Centauri benötigt er lediglich 3,2 Tage.

Seit 1995 sind laut der Südsternwarte insgesamt mehr als 800 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen worden, mehr als 2300 warten noch auf Bestätigung. Viele davon hätten jedoch eine ähnlich große Masse wie der Jupiter. Jetzt bestehe die Herausforderung darin, mehr Planeten zu finden, die eine erdähnliche Masse besitzen und ihren Stern in dem Bereich umkreisen, der erdähnliches Leben ermöglicht. Die vorgestellte Entdeckung sei ein wichtiger Schritt hin zum Nachweis einer solchen zweiten Erde in der unmittelbaren Umgebung der Sonne, erklärte der Astronom Xavier Dumusque: "Wir leben in spannenden Zeiten!" (mho)