FBI plant weltweit größte biometrische Datenbank

Die amerikanische Bundesbehörde will eine Milliarde Dollar investieren, um bei der Identifizierung von Verdächtigen auf mehr charakteristische Körpermerkmale zurückgreifen zu können.

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Von
  • Thomas Pany

Im Januar will die amerikanische Bundesbehörde einen Zehnjahresvertrag mit einem Umfang von insgesamt einer Milliarde Dollar vergeben, bei dem es darum geht, Anzahl und Art der biometrischen Informationen für die Identifizierung von Verdächtigen "deutlich auszuweiten". Das berichtet berichtet die "Washington Post" in ihrer Ausgabe vom heutigen Samstag.

"Next Generation Identification" heißt das geplante System. Es soll das FBI befähigen, Personen innerhalb und außerhalb der USA anhand von charakteristischen Körpererkennungsmerkmalen zu identifizieren. Im Jahre 2013 soll die "Next Generation"-Datenbank laut der FBI-Abteilungsleiterin für Biometrie, Kimberly Del Greco, dazu imstande sein, Anfragen anhand eines Datenmixes aus Finger- und Handballenabdrücken, Iris-und Gesichtserkennungsmerkmalen abzugleichen. Ein Sicherheitsbeamter am Flughafen soll in Sekundenschnelle erfahren können, ob die Person, deren Hände überprüft wurden, in der Liste der meistgesuchten Kriminellen und Terroristen auftaucht. An anderer Stelle des Berichts wird geäußert, man denke daran, künftig auch die Art und Weise, wie Menschen gehen und reden, als mögliches Identifizierungsmerkmal zu verwenden.

Das neue System soll sich aber nicht nur durch zusätzliche biometrische Daten in einer neuen Qualität und Quantität auszeichnen, sondern auch durch eine verbesserte Kommunikation zwischen verschiedenen Datenbanken. Besonders heikel ist ein geplanter Service des FBI, der als "Rap-Back" bezeichnet wird: Dabei würden auf Anfrage von Arbeitgebern Fingerabdrücke von Angestellten, die auf kriminelle Hintergründe überprüft wurden, in der Datenbank bleiben. Diese Unternehmen könnten dann benachrichtigt werden, falls der betreffende Mitarbeiter in Konflikt mit dem Gesetz gerate.

Der Zeitungsbericht schränkt zwar ein, die Mehrheit (55%) solcher Anfragen betreffe gegenwärtig Zivilpersonen, die in sicherheitsempfindlichen Positionen tätig sind oder sich bei der Regierung dafür bewerben, sowie Arbeitsplätze, die mit Kindern und Älteren zu tun haben, aber die Kritiker werden bei derlei Anwendungsmöglichkeiten hellwach. So warnen Bürgerrechtsanwälte vor einer "dauernd angeschalteten Überwachungsgesellschaft".

Bereits jetzt soll die FBI-Datenbank 55 Millionen Sets von elektronischen Fingerabdrücken speichern. Täglich werden 100.000 Anfragen mit diesen Daten abgeglichen. 900.000 Strafverfolger dürfen in den USA auf die Fingerabdrucksdatenbank zurückgreifen. Auch wenn das FBI verspricht, den Zugang zur Datenbank genau zu überwachen, ist für Kritiker offensichtlich, dass die Risiken für die Bürger wachsen. Das System sei nicht verlässlich; einige Fälle hätten schon gezeigt, dass Informationen, die in der Datenbank abgelegt seien, fehlerhaft und ungenau sein könnten. Während das FBI behauptet, dass es im Vorhinein sehr schwierig sei zu bestimmen, welche Information Fehler aufweise, ist es für die Betroffenen sehr schwierig, einmal gespeicherte Fehler korrigieren zu lassen.

Siehe dazu in Telepolis:

(Thomas Pany) / (psz)