Die Zulassungszahlen in Deutschland sind rückläufig – außer bei SUVs, Minis und Vans

Schweres Gelände: Neuzulassungen im September 2012

Nach einem schwachen August bleibt bei den Zulassungszahlen auch der September deutlich unter dem Vorjahr, berichtet das Kraftfahrbundesamt (KBA). Gut läuft es nur bei SUVs, Minis und Vans – und in Übersee

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  • Gernot Goppelt

München, 19. Oktober 2012 – Nach einem schwachen August bleibt bei den Zulassungszahlen auch der September deutlich unter dem Vorjahr, berichtet das Kraftfahrbundesamt (KBA). 250.082 Pkws wurden in Deutschland verkauft, das sind 10,9 Prozent weniger als im September 2011. Insgesamt wurden 2012 von Januar bis September 2.358.798 Pkws verkauft. Unter den deutschen Herstellern konnten nur Audi (+8,4 %) und Porsche (+13,6 %) ihr Ergebnis verbessern. Beim Blick auf die einzelnen Marken zeigt sich, dass vor allem jene profitieren, die im Bereich Geländewagen, Kleinwagen oder Vans interessante Angebote machen.

SUVs bleiben die Renner

Audi ist dafür ein gutes Beispiel: Der kleine A1 konnte in den ersten neuen Monaten ein Wachstum von 14,9 Prozent verzeichnen, das Kompakt SUV Q3 gehört mit 18.764 verkauften Exemplaren vom Start weg zu den beliebtesten Modellen des Segments. Auffallend ist bei ihm übrigens der geringe Dienstwagenanteil von 37,9 Prozent. Das zeigt, dass es sich um ein Auto handelt, das Privatleute trotz eines nicht ganz niedrigen Preises unbedingt haben wollen. Ein ähnliches Bild gibt Porsche ab: Mit Kleinwagen kann die Marke natürlich nicht punkten, aber das große SUV Cayenne konnte ein Wachstum auf 44,8 Prozent (6521 verkaufte Fahrzeuge) verzeichnen, wobei hier mit 65,6 Prozent allerdings der Anteil gewerblicher Halter klar überwiegt.

Ein großer "Profiteur" der Marktentwicklung ist zum Beispiel auch Land Rover mit einem Wachstum um 81,1 Prozent auf 8283 Autos. Das ist fast ausschließlich einem Modell zu verdanken, mit dem die Marke offenbar den Nerv der Kunden trifft, dem Range Rover Evoque. Manchen Traditionalisten ein Graus, hat Land Rover mit ihm ein Modell entwickelt, das geschickt die Gattungen der Coupés und SUVs vermischt. Der Evoque ist nicht wirklich sonderlich zweckmäßig, aber er kommt verdammt gut an. Ähnliches gilt – wenn offenkundig auch auf niedrigerem Niveau – für den Subaru XV. Das neue Kompakt-SUV auf Basis des Impreza verkauft sich vom Start weg ordentlich (1885 Exemplare), ohne aber dem klassischer gehaltenen Forester Kunden wegzunehmen, im Gegenteil: Mit 3546 verkauften Exemplaren stiegen auch die Verkäufe des Forester um 29,6 Prozent.

Mittelklasse auf dem Rückzug

Insgesamt haben sich die Prioritäten der Autokäufer in Deutschland deutlich verschoben: Die gesamte Mittelklasse verliert an Bedeutung, es sind nicht mehr so sehr klassische Fließ- und Stufenhecklimousinen, die gefragt sind. Entweder man entscheidet sich für ein kleines und kostengünstiges Gefährt – die Zulassungskönige in der "Mini"-Klasse heißen übrigens VW Up, Smart fortwo Renault Twingo und Fiat 500. Oder es muss etwas Besonderes sein, wie eben ein schickes SUV, das ganz nebenbei eine erhöhte Sitzposition bietet.

Die eigentlich unerfreulichen Zulassungszahlen dieses Jahres sind übrigens nichts, was den deutschen Herstellern übermäßig Sorgen machen muss, sondern eher etwas über die gesamtwirtschaftliche Situation aussagt. In Märkten wie China oder den USA läuft das Geschäft der Deutschen weiter gut. Wie der VDA mitteilte, konnten deutsche Hersteller in den USA im September 104.000 Neuwagen absetzen und dabei ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahres-September um 17,4 Prozent steigern. Insgesamt wuchs der US-Markt um 12,7 Prozent auf 1,18 Millionen Light Vehicles, womit Pkws und die in den USA so beliebten Pick-ups gemeint sind. Nach wie vor lässt sich feststellen: Den deutschen Autoherstellern geht es gut, weil der deutsche Automarkt längst nicht mehr entscheidend für ihren Erfolg ist. (ggo)