Digitale Hinterhöfe: Alternativen zu Google, Facebook & Co.

Auf der Konferenz "Digital Backyards" treffen sich Aktivisten, Künstler, Programmierer und Journalisten, um über europäische Alternativen zu Google & Co. zu diskutieren. Dabei geht es sowohl um eine Richtungsbestimmung als auch konkrete Umsetzungen.

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Von
  • Falk Lueke

Etwa 50 Aktivisten, Künstler, Programmierer und Journalisten treffen sich seit Mittwoch im geschichtsträchtigen Berliner Künstlerhaus Bethanien, um über "Digital Backyards" (Digitale Hinterhöfe) zu diskutieren. Das Online-Projekt Berliner Gazette hatte eingeladen, sich "europäische Alternativen" zu Google, Facebook und Co. zu überlegen oder Ansätze für solche und andere Projekte zu präsentieren.

Auf der Suche nach Alternativen standen sowohl konkrete Projekte als auch die großen theoretischen Fragen im Mittelpunkt: Bietet eine Suchmaschine für alles auch in einzelnen Segmenten bessere Ergebnisse als eine spezialisierte? Müssen Dienste zwangsläufig möglichst viele Nutzer anziehen – oder ist dies quasi ein Naturgesetz, und was folgt daraus? Künstler, Aktivisten, Entwickler und Journalisten hatten hier durchaus unterschiedliche Antworten – für viele Projekte sei reine Masse doch nicht die richtige Antwort.

Scharfe Kritik an der existierenden Monokultur äußerte zum Beispiel der Programmierer Carlo von Loesch, der mit Secushare ein auf dem GNUnet-Projekt aufsetzendes Social Network entwickelt. Es widerspreche dem Netz, alle Dateiübertragungen über http und https abzuwickeln. Daher setzt Secushare vollkommen auf Peer-to-Peer-Infrastrukturen (P2P). Allerdings sieht von Loesch für P2P-Netzwerke auch Schwierigkeiten, etwa beim Einsatz auf Smartphones und Tablets: "Es ist absurd, wie wir nicht der Inhaber unsere mobilen Geräte sind." Andere Diskussionen beschäftigten sich mit alternativen Suchmaschinen wie YaCy oder ixquick, mit europäischen Öffentlichkeiten und dem schnöden Thema Geld.

Die 50 Teilnehmer suchten in der Konferenz nach Wegen, die aus derartigen Problemen herausführen. Dass sie an diesem Wochenende auch finale Lösungen entwickeln, sei eher unwahrscheinlich, meinte Veranstalter Krystian Woznicki von der Berliner Gazette. Die ersten beiden Tage bestanden aus Vernetzungsworkshops; für den heutigen Samstag stehen klassische Vorträge auf dem Programm. Dort sprechen Technokunstpolitikaktivisten wie Eleanor Saitta und Unternehmenssprecher wie Jonathan Hoffman vom "Project Syndicate", einem weltweit agierenden Anbieter politischer Kolumnen bekannter Personen. (ghi)