Spülmaschine mit Internet-Anschluss

Das Start-up Ube will die Heimautomation mit Smartphones und Apps revolutionieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Rachel Metz

Das Start-up Ube will die Heimautomation mit Smartphones und Apps revolutionieren.

Glen Burchers hat eine Vision. Der Gründer des texanischen Start-ups Ube hofft, dass in wenigen Jahren nahezu alle Geräte im Haushalt über leistungsfähige Chips mit Internet-Anschluss verfügen, mit denen sie sich fernsteuern und überwachen lassen – von der Beleuchtungsanlage bis zur Waschmaschine. Bis es so weit ist, hat Burchers bereits eine erste Lösung parat: eine neuartige Wandsteckdose.

Und zwar nicht irgendeine Wandsteckdose. Sie verfügt über einen ARM-Prozessor, auf dem das Google-Mobilbetriebssystem Android läuft, und ist WLAN-fähig. Das heißt, dass jedes Gerät, das man einsteckt, über ein Smartphone ein- und ausgeschaltet werden kann. Außerdem lässt sich genau überwachen, wie viel Strom es zieht.

Ube will sein System im Frühjahr nächsten Jahres auf den Markt bringen – zusammen mit einem ähnlich "smarten" Dimmer sowie einem Stecker, mit dem sich bestehende Steckdosen nachrüsten lassen. Preis: 60 bis 70 Dollar pro Stück. Burchers, der auch Marketingchef bei Ube ist, sieht die neuen Produkte als ersten Schritt hin zu einem Massenmarkt für Heimautomation – einer Technik, die sich bislang nur vergleichsweise aufwendig umsetzen lässt und relativ teuer ist. Jedes Haus und jede Wohnung benötigt angepasste Systeme.

In den vergangenen Jahren hat sich der Enthusiasmus, den die Geräteindustrie für das sogenannte Internet der Dinge entwickelt, nur noch verstärkt. Die Idee dabei ist, möglichst viele Alltagsgeräte mit dem Netz zu verbinden. Neugründungen und etablierte Firmen bieten mittlerweile an das Internet anbindbare Varianten zahlreicher Produkte an – vom Fernseher bis zum Garagenöffner. Hinzu kommt Zusatzhardware, die die Komponenten wie bei Ubes Ansatz nachträglich online-fähig macht. Die weitläufige Verfügbarkeit von Smartphones treibt den Markt zusätzlich, weil sie als kostengünstige Steuergeräte dienen können.

Das Problem besteht derzeit allerdings noch darin, dass die Kunden nur zögerlich anbeißen. Laut jüngster Daten des Marktforschungsanbieters NPD Group besitzen nur 10 Prozent der amerikanischen Haushalte Fernseher mit Internet-Anschluss. Schlimmer noch: Gerade einmal 43 Prozent dieser Menschen nutzen die Funktionen überhaupt.

Eine weitere Schwierigkeit, die man bei Ube sieht, sind die zahlreichen verschiedenen Smartphone-Apps, die man benötigt, um die Geräte zu kontrollieren. Umso wichtiger ist eine für November geplante Software der Firma, die zunächst für das iPhone und etwas später für Android-Telefone angeboten werden soll. Sie soll unterschiedliche Geräte mit Netzanschluss gleichzeitig steuern können – egal, von welchem Hersteller sie kommen. Natürlich wird die hauseigene App auch Steckdose, Stecker und Dimmer von Ube selbst kontrollieren.

Öffnet man die Ube-Software zum ersten Mal, verbindet sie sich zunächst mit dem hauseigenen WLAN und sucht nach angeschlossenen Geräten, die sich potenziell steuern lassen. Ube prüft, ob sich diese Hardware in der firmeneigenen Datenbank befindet und teilt dann mit, was geht und was nicht. Burchers zufolge werden derzeit mehr als 200 Komponenten unterschiedlicher Hersteller unterstützt – darunter auch Spielesysteme, Set-Top-Boxen und Fernseher.

Anschließend stellt die App einige Fragen – in welchem Raum sich die Hardware befindet und welches Gerät mit anderen in Verbindung steht. Hat man einen Samsung-Fernseher, wird beispielsweise ermittelt, ob an diesem eine gerade entdeckte Roku-Set-Top-Box hängt.

Nutzbar ist die App auch über Gesten, so dass man sie notfalls auch blind bedienen kann. Beim Fernsehen reicht es dann, nach oben oder unten zu wischen, um den Kanal zu wechseln. Es soll außerdem Funktionen geben, mit denen Eltern kontrollieren können, wie lange der Nachwuchs TV oder Computer verwendet. Dabei lässt sich dann ein Wochenlimit setzen.

Die Ube-App soll kostenlos sein, allerdings wird man für Spezialfunktionen 19 Dollar im Jahr bezahlen müssen. Dazu gehört, dass sich beispielsweise automatisch das Licht im Wohnzimmer dimmt, während der Fernseher eingeschaltet wird. Das kann auch noch komplexer werden: Burchers nennt ein Szenario, in dem die Ube-Software das Licht im Haus ausschaltet und die Heizung abdreht, sobald der Nutzer das Gelände verlässt. Umgekehrt könnte sich die Behausung durch das Aktivieren der Klimaanlage bereits darauf vorbereiten, dass die Familie nach Hause kommt – automatisch, wenn man sich beispielsweise 5 Kilometer im Umkreis befindet.

Ben Bajarin, Analyst bei Creative Strategies, glaubt, dass sich der Heimautomationsmarkt derzeit noch ganz am Anfang befindet. Ubes Technik sei sinnvoll, weil sie helfen könne, den Sektor weiterzuentwickeln. Allerdings reiche es nicht aus, damit zu werben, dass man per Internet nun das Licht anschalten könne. "Da muss schon etwas Wertvolleres her."

Burchers glaubt ebenfalls, dass die ersten Ube-Produkte "nur der Anfang" sind. Er hofft darauf, dass immer mehr Hersteller gleich von Haus aus Internet-Fähigkeiten in ihre Geräte einbauen. Und dann wäre da noch die Bauindustrie: Schon beim Bau eines neuen Heims könnte sie die notwendige Hardware integrieren. (bsc)