DVD-Audio: Markteinführung verschoben
Angeblich wegen des CSS-Cracks soll die Markteinführung der für Dezember erwarteten DVD-Audio um mindestens fünf Monate verschoben werden.
Wenige Tage vor der Markteinführung der ersten DVD-Audio-Player machen die Hersteller einen Rückzieher. Matsushita (Panasonic, JVC) verlegte heute die Produkteinführung auf Mitte des kommenden Jahres. Als Grund nennt Matsushita den Bruch der CSS-Verschlüsselung von Video-DVDs. Dieses Ereignis hat die Musikindustrie nachhaltig verschreckt: Die Konzerne wollen offenbar erst dann Musik auf DVD-Audio herausbringen, wenn die Daten ausreichend geschützt sind.
Gegenüber der Audio-CD soll sich die DVD-Audio durch eine höhere Audio-Bandbreite (48 KHz statt 22 KHz) und neue Klangformate mit bis zu sechs Kanälen abheben. Bislang sollte DVD-Audio mit dem gleichen Kopierschutzverfahren arbeiten wie DVD-Video.
In Japan sollten die ersten DVD-Audio-Player bereits Mitte Dezember ausgeliefert werden; für Deutschland plante Matsushita die Markteinführung im Januar 2000. Diese Termine verschieben sich jetzt um mindestens fünf Monate. Victor, ein weiterer Hersteller von DVD-Audio-Playern, verschiebt den Produkt-Start gar auf unbestimmte Zeit. Möglicherweise warten die Musikstudios ab, bis das neue amerikanische Copyright-Recht gilt, das die Umgehung digitaler Kopierschutzmechanismen (Reverse Engineering) unter Strafe stellt. Außerhalb der USA gelten weniger strenge Regelungen, auch wenn Lobby-Unternehmen wie die Business Software Alliance (BSA) wiederholt ein härteres Durchgreifen gefordert haben.
Matsushita nennt "einen norwegischen Hacker" als Ursache für die Verzögerung -- offenbar bezieht sich die Firma auf das Tool "DeCSS". Hierbei verschleiert das Unternehmen freilich die wahren Umstände: DeCSS war mitnichten das erste Tool zum Knacken der DVD-Verschlüsselung, sondern nur die Spitze eines Eisbergs (siehe c't 24/99, S. 30). (ghi)