Menschenrechtsorganisation wirft Yahoo rege Kooperation mit chinesischer Polizei vor

Reporter ohne Grenzen vermutet, Yahoo habe bereits öfter als einmal den chinesischen Ermittlern geholfen, Cyberdissidenten zu verhaften.

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Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen fordert den Internetdienstleister und Portalbetreiber Yahoo auf, eine Liste aller "Cyberdissidenten" zu veröffentlichen, deren Daten das Unternehmen insbesondere an chinesische Behörden weitergegeben hat. Die Organisation hat nach eigenen Angaben aufgedeckt, dass der Dissident Li Zhi mit Hilfe von Yahoo im Dezember 2003 zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.

Reporter ohne Grenzen hatte im September vorigen Jahres Vorwürfe veröffentlicht, Yahoo habe zur Verhaftung und Verurteilung des chinesischen Journalisten Shi Tao beigetragen. Nun vermuten die Menschenrechtler, Yahoo arbeite regelmäßig und "effizient" mit der chinesischen Polizei zusammen. Das Unternehmen rechtfertige sich damit, dass es Daten aushändige, ohne den Hintergrund zu kennen, schreibt Reporter ohne Grenzen. Doch das Unternehmen müsse wissen, dass nicht nur gegen "gewöhnliche Kriminelle" ermittelt werde, sondern gegen politische Dissidenten und Journalisten.

Bei dem vorliegenden Fall des Dissidenten Li Zhi beruft sich Reporter ohne Grenzen auf einen Eintrag auf Boxum.com, in dem Lis Anwalt mitteilt, sein Mandant sei auf Basis von Daten verhaftet worden, die Yahoo übermittelt habe. Li habe eine E-Mail-Adresse und einen Account bei dem Internetdienstleister besessen, dessen chinesischer Ableger in Hongkong sitzt. Reporter ohne Grenzen erwartet nun, dass auch dieser Fall bei der für 15. Februar angesetzten Anhörung im US-Kongress zur Sprache kommt. Reporter ohne Grenzen zählt 49 Cyberdissidenten und 32 Journalisten, die in chinesischen Gefängnissen einsitzen, weil sie über das Internet die chinesische Regierung kritisiert haben. (anw)