In Großbritannien reißt die Pannenserie von Datenverlusten bei Behörden nicht ab

Nachdem gerade erst der Verlust von hunderttausenden Patientendaten bekannt geworden war, hat es nun Rentner getroffen, der britische Datenschutzbeauftragter spricht von einem "Wendepunkt".

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Von
  • Florian Rötzer

In Großbritannien reißt die Pannenserie von Datenverlusten nicht ab. Nachdem bekannt wurde, dass Kundendaten von neun Verwaltungszentren des Nationalen Gesundheitssystems (NHS) verloren gegangen sind, wurde nun berichtet, dass die Post möglicherweise an einige Tausend Rentner falsche Konto-Auszüge geschickt hat. Betroffen sein sollen bis zu 5.500 Personen, die Post streitet dies allerdings ab und spricht von 120 Kunden. Alle seien informiert worden. Der Vorfall hatte sich bereits am 19. November ereignet, die Schuld trägt ein von der Post beauftragter Subunternehmer, bei dem offenbar Adressen durcheinander geraten waren.

Bei den verschwundenen Patientendaten ist die Situation weiterhin unklar. Die britische Gesundheitsministerin Dawn Primarolo versichert zwar, dass keine wichtigen Daten verloren gegangen seien, muss aber gleichzeitig einräumen, dass sie gar nicht weiß, um wie viele und welche Daten es sich handelt. Alle 36 Stunden würden vom NHS über eine Million Patienten behandelt, fügt sie hinzu, die Daten seien im Gesundheitssystem sicherer als beim Online-Banking. Beides dürfte die Öffentlichkeit nicht sonderlich beruhigen.

Die Opposition wirft der Regierung vor, sie gehen sorglos mit den persönlichen Daten der Menschen um. Scharfe Kritik kommt auch vom britischen Datenschutzbeauftragten Richard Thomas, der davon spricht, dass man in Großbritannien an einem "Wendepunkt" beim Umgang mit persönlichen Daten angelangt sei. Das Versagen, die persönlichen Daten der Bürger zu schützen, verspiele die Glaubwürdigkeit der Behörden und untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit. Besonders der Verlust von Patientendaten sei "schwerwiegend". Verantwortlichkeit und Zuständigkeit müssten schnell und klar geregelt werden. Da in Großbritannien gerade eine zentrale Datenbank mit den Patientenakten von 50 Millionen Briten eingerichtet wird, mahnt Thomas, zunächst müsste absolut sichergestellt werden, dass alle Risiken einer solchen Zentraldatei, auf die Krankenhäuser und Ärzte online zugreifen können, erkannt und beseitigt wurden: "Ein Massenverlust von Daten aus zentralen Datenbanken würde eine Katastrophe sein, aber medizinische Informationen sind besonders heikel." (fr)