Studie: Jeder siebte Jugendliche geht freizügig mit Privatdaten um

Unter 15- bis 17-Jährigen und Jugendlichen mit niedriger Bildung ist die Hemmschwelle am geringsten, Privates über sich selbst und andere online zu stellen. Zugleich fand eine Studie der LfM-NRW unter jungen Menschen zahlreiche "Privatsphäre-Manager".

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Erkenntnisse über den teils laxen oder naiven Umgang Jugendlicher mit Daten, die die eigene oder auch die Privatsphäre anderer betreffen, verspricht eine Studie, die von der Landesanstalt für Medien NRW (LfM-NRW am Montag vorgestellt wurde. Hierfür wurde das Verhalten von 1300 Nutzer sozialer Netzwerke im Alter von 12 bis 24 Jahren analysiert.

Ein Ergebnis: Das sogenannte "Selbstoffenbarungsverhalten" ist bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren ausgeprägter als bei anderen Altersgruppen. Zugleich hat die Mehrheit der 12- bis 24-jährigen Nutzer im Prinzip restriktive Datenschutzeinstellungen – die Forscher unterscheiden zwischen "Wenigoffenbarern" (48 Prozent), "Privatsphäre-Managern" (39 Prozent), aber auch "Vieloffenbarern" (14 Prozent), Problematisch erscheint der Umgang mit Privaten vor allem auf dem Höhepunkt der Pubertät sowie bei Jugendlichen mit formal niedriger Bildung, so ein weiteres Ergebnis.

Auch wenn inzwischen die meisten Nutzer ihr Profil so eingestellt haben, dass nur von ihnen selbst hinzugefügte oder bestätigte Kontakte Zugriff darauf haben, werfen die Forscher die Frage auf, wie sinnvoll die Restriktion auf die eigene Kontaktliste ist, wenn sich in dieser auch unbekannte Personen befinden: Gerade bei den jüngeren Nutzern reiche es oftmals aus, eine Person dem Namen nach oder über andere zu kennen, um sie hinzuzufügen.

Bemerkenswert freizügig ist auch der Umgang mit geistigem Eigentum oder Privatsphäre Dritter: Knapp die Hälfte der 12- bis 14-jährigen Nutzer hat bereits Inhalte online gestellt, an denen sie kein Urheberrecht besaßen. Über alle Altersgruppen hinweg berichten 38 Prozent der Befragten, dass bereits Inhalte, mit denen sie nicht einverstanden waren (zum Beispiel Fotos) ohne ihre Zustimmung ins Netz gestellt wurden. Zugleich finden es zwei von fünf Nutzern (39 Prozent) in Ordnung, Inhalte online zu stellen, ohne dies mit den Betroffenen abzuklären.

Offenkundig sind sich viele Jugendliche nicht im Klaren darüber, dass sich digitalisierte Inhalte kaum noch aus dem Netz tilgen lassen, wenn sie einmal online veröffentlicht wurden. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang ein Bericht des britischen Guardian, wonach Betreiber pornographischer Websites gezielt soziale Netzwerke nach passendem Content durchforsten. Von gut 12.000 Bildern und Videos mit sexuellen Inhalten, die Privatleute zum Beispiel in Social Networks abgelegt hatten, landeten demnach binnen vier Wochen über 10.000 auf "parasitären" Websites.

Eine Zusammenfassung der LfM-Studie "Digitale Privatsphäre: Heranwachsende und Datenschutz auf Sozialen Netzwerkplattformen" ist als PDF-Datei verfügbar. Die Studie wurde gemeinsam von der Forschungsstelle für Medienwirtschaft der Universität Hohenheim mit dem Lehrstuhl für Lehren und Lernen an der Bundeswehr-Universität München sowie der Projektgruppe verfassungsverträgliche Technikgestaltung (provet) der Universität Kassel erstellt. (ssu)