Eclipse Community auf der Suche

Vom 23. bis 25. Oktober traf sich die Community rund um die IDE Eclipse auf der EclipseCon Europe in Ludwigsburg. Bei der 7. Auflage der Konferenz war unter anderem der Mangel an Commitern ein wichtiges Thema.

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Von
  • Julia Schmidt
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(Bild: Anne Jacko, Eclipse Foundation)

Große Bekanntmachungen blieben bei der EclipseCon Europe, die dieses Jahr zum 7. Mal stattfand, aus. Wie im Vorjahr diente das Forum am Schlosspark in Ludwigsburg als Veranstaltungsort, neu war allerdings das zeitgleich durchgeführte OSGi Community Event. Bis auf die Vorstellung von Google als neuem strategischen Mitglied versuchte man sich eher auf die eigene Gemeinschaft zu konzentrieren und einen Blick auf zukünftige Herausforderungen zu werfen.

Trotz Nutzerzahlen der IDE im Bereich von etwa sechs Millionen hat die Community noch immer Probleme, neue Committer zu finden, sodass das Verhältnis von aktiven Entwicklern zu vorhandenen Codezeilen (LOC) neue Höchststände erreicht. Aus diesem Grund waren die rund 560 Besucher im Laufe der dreitägigen Veranstaltung immer wieder dazu aufgerufen, sich kritisch mit dem Teilnahmeprozess auseinanderzusetzen.

Die Ursachen für die abnehmende Partizipation wird in verschiedenen Umständen gesehen: Zum einen schätzt die Mehrzahl der Anwender Eclipse als "gut genug" ein, weshalb eine Mitarbeit nicht notwendig erscheint. Sollten sich einmal Probleme einstellen, werden die zum anderen meist in einem genügend kleinen Zeitfenster behoben, wodurch sich offenbar eine eher passive Mentalität bei vielen Nutzern eingeschlichen hat. Da der Code außerdem relativ komplex ist, benötigen Neulinge viel Zeit zum Einarbeiten, um tatsächlich mitentwickeln zu können. Darüber hinaus nehmen Außenstehende den gesamten Commit-Prozess als eher langwierig wahr, und da es sich bei Eclipse um ein öffentliches Gut handelt, ist Mitarbeit nicht erzwingbar.

Wayne Beaton, Director of Open Source Projects (Eclipse Foundation)

(Bild: Anne Jacko, Eclipse Foundation)

Da Open-Source-Projekte, die nicht an eine Foundation gebunden sind, wieder stärkeren Zulauf verzeichnen konnten, ist es aber notwendig, auch das Beitragen im kleinen Maße zu vereinfachen und den gesamten Weg zur Partizipation zu verschlanken. Aus dem Grund wird laut Wayne Beaton, Director of Open Source Projects bei Eclipse, in nächster Zeit eine sogenannte Process Diet durchgeführt.

Im Zuge dieser ist unter anderem zu versuchen, die Anlaufzeit neuer Projekte von drei bis vier Wochen auf eine zu verkürzen. Darüber hinaus ist zu überlegen, ob die Eclipse Management Organization in alle Reviews einzubeziehen ist oder ob es reicht, diese den Projekten selbst zu überlassen. Ähnliches gilt für die Wahl neuer Committer, die sich eventuell freier gestalten lässt. An den Grundprinzipien der Foundation (Transparenz, Offenheit, Diversität) wird allerdings auch in Zukunft nicht gerüttelt.

Weitere Möglichkeiten, den Fortbestand der Eclipse-Entwicklung zu sichern, lassen sich unter anderem in der Hervorhebung des karitativen Aspekts der Mitarbeit oder der Übernahme des gesamten Projekts durch die Foundation sehen, wobei im zweiten Fall erst ein Geschäftsmodell zu entwickeln wäre, um die volle Mitarbeit designierter Programmierer finanzieren zu können. Denkbar wären Verträge im Unternehmensumfeld, in welchen die Durchführung gewünschter Verbesserungen, Anpassungen und Fixes gegen Bezahlung festgeschrieben würden, sowie die Option der kostenpflichtigen Langzeitunterstützung (Long-Term Support) bei der Entwicklung neuer Funktionen. Diese Optionen sind jedoch eher ungewünscht.