Kinder und das Internet: Nie allein ins Netz

Spezielle Software kann dabei helfen, Kinder im Web anzuleiten und ihnen Grenzen zu setzen. Sie ist aber kein Ersatz dafür, den Jungsurfern grundlegende Verhaltensregeln gegen virtuelle Wegelagerer beizubringen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dirk Averesch
  • dpa

Das Internet hält nicht nur für Erwachsene eine Fülle an Informationen und Unterhaltung bereit. Schon die Kleinsten lernen schnell die Reize des World Wide Web kennen. Wichtig ist, dass sie dies wegen der vielen jugendgefährdenden Inhalte nicht allein tun und von den Eltern angeleitet, aber auch eingeschränkt werden. Spezielle Software kann dabei helfen. Grundlegende Verhaltensregeln gegen virtuelle Wegelagerer sowie die gezielte Auswahl von Internet-Angeboten für Kinder kann aber auch sie nicht ersetzen.

"Letztlich geht es darum, dass die Eltern Regeln aufstellen, die eingehalten werden", sagt Julia Christiani von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. Wenn das Kind lernt und beherzigt, dass es niemals Namen, Adresse, Telefonnummer, Passwörter oder andere sensible Daten preisgeben darf, ist schon viel gewonnen. "Sonst besteht die Gefahr, dass jemand mit unlauteren Absichten versucht, Kontakt aufzunehmen, Treffen zu vereinbaren oder Daten abzufischen."

Besonders häufig passiert das in den bei Kindern sehr beliebten Chatrooms. Damit die Kinder unter sich bleiben und gar nicht erst ausgehorcht, bedrängt oder belästigt werden können, gibt es sogenannte moderierte Chats nur für Kinder. Alles, was geschrieben wird, wandert zur Kontrolle zunächst auf den Schirm eines Moderators. Bei dem Chat "Seitenstark" sind dies etwa Kommunikationsstudenten der Uni Leipzig.

Zeitliche Beschränkungen sollten Eltern ihren Kindern im Netz grundsätzlich auferlegen. "Man sollte den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet vorleben und selbst nicht den ganzen Tag surfen", rät Christiani. Damit Kinder nicht absichtlich oder aus Versehen auf gefährliche Seiten mit gewaltverherrlichenden oder pornografischen Inhalten gelangen können, müssten ihnen die Eltern eigentlich immer über die Schulter schauen – oder das Netz ganz verbieten. Als bessere, weil praxistauglichere Lösungen empfehlen Hersteller und Web-Anbieter sogenannte Filter-Programme. Sie durchsuchen Webseiten nach bestimmten Merkmalen und Schlagwörtern und sperren sie unter Umständen. Eltern können zudem meist vorgegebene oder abonnierte Negativ-Listen übernehmen und umgekehrt für Kinder empfehlenswerte Webseiten über eine Positiv-Liste ausdrücklich zulassen. Viele Filterprogramme halten aber kaum, was sie versprechen, wie zuletzt auch ein c't-Test ergab (siehe dazu: Schutz vor Schmutz, Wie gut Filter Kinder und Jugendliche vor gefährlichen Internet-Inhalten schützen, c't 8/07, S. 146).

Ein Allheilmittel sind Filter aber sowieso auf keinen Fall. "Jugendschutzfilter bieten derzeit höchstens beim Aufrufen von Internetseiten einen eingeschränkten Schutz, beim Mailen oder Chatten sind Filter wirkungslos", heißt es beim deutschen Internet-Sicherheitsportal der Europäischen Union Klicksafe.de. Selbst die besten Jugendschutzfilter ließen noch jedes fünfte gefährdende Angebot passieren. Wenn sich Eltern nicht ganz sicher sein sollten, wo der Nachwuchs unterwegs war, können sie Spuren auswerten. "Man kann ab und zu den Verlauf des Browsers durchblättern und hat so den Überblick, wo das Kind war", sagt Samuel Voetter, Internet-Experte beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Vista protokolliert auf Wunsch sogar die Stippvisiten im Netz. Auch Zeitkonten und Zugriffsbeschränkungen auf bestimmte Programme und Spiele können eingerichtet werden, damit Kinder nicht zu Langzeitbesuchern im Internet oder am Monitor werden.

Die Bielefelder Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten betreibt nicht nur den Chat "Seitenstark", sondern auch die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete Suchmaschine für Kinder "Blinde Kuh". Dort werden stets nur Ergebnisse von geprüften und empfehlenswerten Seiten ausgegeben. Eine Devise der Arbeitsgemeinschaft lautet: "Jugendschutz ist auf Inhalte angewiesen." Denn oft verirren sich Kinder nur auf ungeeignete Erwachsenenseiten, weil es für sie selbst keine spannenden und interessanten Angebote im Netz gibt. (Dirk Averesch, dpa) / (jk)