Huawei geht in die Offensive

Die USA sehen den chinesischen Netzausrüster als Gefahr für ihre Sicherheit. Europa beklagt unlauteren Wettbewerb. Huawei will die Verdächtigungen aufklären und setzt auf mehr Transparenz.

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  • dpa

Der chinesische Netzausrüster Huawei geht in die Offensive: Nach Warnungen vor Spionage oder Hacking forderte Huawei die USA auf, ihre Forderungen auf den Tisch zu legen, um die Sicherheitsbedenken zerstreuen zu können. Der zweitgrößte Netzwerkausrüster der Welt ist zu allen Testverfahren bereit. "Wir sind offen", sagte Konzernsprecher Scott Sykes am Montag vor Journalisten im südchinesischen Shenzhen. "Sagt uns, was nötig ist, damit ihr euch mit unserer Ausrüstung und den Testverfahren sicher fühlt."

Kategorisch bestritt das Unternehmen die Verdächtigungen in einem Bericht des US-Kongresses, dass Huawei wie auch das chinesische Telekomunternehmen ZTE eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit der USA darstellten. "Wir haben niemals Cyber-Hacking für die Regierung unternommen und werden es auch niemals tun", sagte Sykes. Wenn es so wäre, könnte Huawei sein Geschäft im Ausland abschreiben, das 70 Prozent vom Umsatz ausmache. "Das wäre unternehmerischer Selbstmord." Er vermutete politische Probleme zwischen Washington und Peking oder Handelsprotektionismus hinter den Warnungen.

Das größte chinesische Privatunternehmen wies auch europäische Vorwürfe über unlauteren Wettbewerb und Subventionen als "Gerüchte" zurück. "Huawei erhält keine Unterstützung von der Regierung oder Kredite von Banken, die niedrig verzinst sind oder nicht zurückgezahlt werden müssen", sagte Vorstandsmitglied Chen Lifang in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa und drei anderen deutschen Medien. Sie vermutet Konkurrenten hinter den Vorwürfen. Die EU-Kommission ermittelt, obwohl keine offizielle Klage vorliegt.

Trotz der weltweiten Wirtschaftsprobleme will das Unternehmen in diesem Jahr um 15 bis 20 Prozent wachsen. Zwar legte der Umsatz im ersten Halbjahr nur um 5,1 Prozent zu, doch zeigte sich Sprecher Sykes zuversichtlich, das Jahresziel zu erreichen. 2011 war ein Zuwachs um 11,7 Prozent auf rund 204 Milliarden Yuan, heute umgerechnet 25 Milliarden Euro, erreicht worden.

Ein Börsengang sei aber nicht vorgesehen. "Wir haben gegenwärtig keine Pläne dafür", dementierte Spitzenmanagerin Chen Lifang Medienberichte. Es sei nicht einmal richtig diskutiert worden. Huawei verspreche sich nicht viel davon. Frisches Kapital sei nicht nötig. Auch bezweifelte Chen Lifang, ob mit einem Börsengang das Misstrauen in den USA zerstreut werden könnte.

Die Sicherheit weltweiter Netzwerke sei Aufgabe der Regierungen. "Es muss klar sein, was genau die USA besorgt und wie sie es lösen möchten", sagte Chen Lifang. "Dann können wir darauf reagieren." So wäre das Unternehmen bereit, wie in Großbritannien ein Prüfzentrum mit amtlich beglaubigten, unabhängigen Experten aufzubauen, und sogar die geheimen Quellcodes ihrer Software offenzulegen.

Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses hatte am 8. Oktober einen Bericht vorgelegt, dass Huawei und dem anderen chinesischen Telekomunternehmen ZTE "nicht vertraut werden kann, frei von staatlichem Einfluss zu sein". Beide Unternehmen stellten somit "eine Bedrohung für die Sicherheit der USA und unsere Systeme dar". Von einer Nutzung ihrer Netzwerke sollte abgesehen werden. Es müsse verhindert werden, dass US-Unternehmen übernommen werden.

Huawei bestreitet die Verdächtigungen. Das Unternehmen sei heute in 140 Ländern aktiv und arbeite mit 45 der 50 größten Netzwerkbetreiber zusammen – darunter Vodafone und O2 in Deutschland. Rund drei Milliarden Menschen weltweit benutzten Produkte von Huawei. "Es gab bis jetzt nicht ein einziges größeres Sicherheitsproblem", sagte Vorstandsmitglied Chen Lifang. (anw)