Chinesische Websites unter Schweizerischen Domains

Die Schweizer Registrierungsstelle Switch will chinesische Sites unter der Top Level Domain .ch registrieren.

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Von
  • Monika Ermert

Die Schweizer Registrierungsstelle Switch will chinesische Webauftritte unter der Top Level Domain .ch registrieren. Eine Umfrage unter Schweizer Unternehmen mit Engagement in China habe ein "statistisch signifikantes Interesse" gezeigt, sagte Roland Eugster von Switch beim Treffen der drei deutschsprachigen Registries Denic, Nic.At und Switch auf dem "Domainpulse" in Berlin. Auch der Schweizer Regulierer, das Bundesamt für Kommunikation BAKOM begrüße diese "Erweiterung des Geschäftsmodells", sagte Eugster. Wenn eine technische Machbarkeitsstudie ebenso positiv ist, will Switch das Projekt starten. Ob man den chinesischen Zeichensatz des Jet-Gremiums chinesischer, japanischer und koreanischer Entwickler nutzt, konnte Eugster noch nicht sagen (technisches Hintergrunddokument).

Auch bei VeriSign blickt man nach einer gewissen Flaute inzwischen wieder hoffnungsfroh auf das Geschäft mit internationalen Domains. Zum ersten Mal seit 2004 wiesen die Registrierzahlen in den vergangenen Monaten wieder leicht nach oben, sagte Pat Kane von VeriSign. VeriSign und andere Registries dürften sich durch die Zunahme von komplett internationalisierten Domains etwas gejagt fühlen. Wie hoch der Druck ist, zeigen Vorarbeiten zur Internationalisierung des DNS beim Internet Architecture Board, der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) eingesetzten Arbeitsgruppe und auch Diskussionen beim Unicode Consortium.

Mit Blick auf die in China, Saudi Arabien und anderen Ländern wachsenden, nicht in der Root-Zone eingetragenen internationalisierten Top Level Domains sagte Kane: "Letzten Endes sind das alternative Rootzonen." VeriSign wirbt dafür, durch ein Mapping der chinesischen .com auf die englische .com für Nutzer verschiedener Sprachen eine durchgängige Adressierung zu schaffen. DNS-Pionier Paul Mockapetris sagte am Rande der Veranstaltung, es könnte etwas ungemütlich werden, wenn man den Betreibern der nicht-englischen TLDs mitteile, dass sie ihre Adressen wieder aufgeben müssten.

Die mit der Vergabe der internationalisierten Domains verbundenen Schwierigkeiten verdeutlichte Siavash Mirshams Shahshahani vom iranischen Nic. Das IRNIC reserviert für seine Domainkunden bis zu 12 Adressen im Bündel, um die Verwechslungsgefahr zwischen umgangsprachlich gleichbedeutende Namen und ähnlich aussehnenden, etwa arabischen Namen zu verhindern. Er selbst habe angesichts der verschiedenen Schwierigkeiten erst überzeugt werden müssen von der Notwendigkeit internationalisierter Domains, so Shahshahani. Allerdings ist gerade bei arabischen Domains eine Internationalisierung nur des Domainnamens (und nicht der TLD) witzlos, denn dann muss die TLD weiter von links nach rechts geschrieben werden, während der Name von rechts nach links geschrieben werden kann. Vorerst sind die Registrierzahlen noch sehr gering, rund 6500 Second Level IDNs stehen 27.000 ASCII-Domains gegenüber. "Es kann wichtiger werden, wenn die Internetpenetration insgesamt höher ist." Die Raten in Asien zeigen allerdings auch, wo die Reise hingehen kann: in Taiwan sind etwa 50 Prozent der tw-Domains im chinesischen Zeichensatz abgefasst.

Hoffnungsfroh blicken die IDN-Verfechter auf die Untertützung der Zeichensätze im Internet Explorer 7.0. Beim Domainpulse erläuterte Michel Suignon, dass der Browser erlaube, die Internationalisierten Domains (IDN) in Ascii-Form, in Unicode oder in der so genannten normalisierten Form anzuzeigen. Innerhalb des Browsers gibt es auch die Möglichkeit, eine im DNS zwar nicht auflösbare, lokal aber für ein Mapping nutzbare TLD-Endung zu verwenden. Das würde, so, Experten, einer Clientlösung für lokale TLDs entsprechen. (Monika Ermert) / (se)