Experte: Computerspiele werden wichtig für das Gesundheitswesen

Der PC als Pflegehilfe? Computerspiele können tatsächlich bei der Versorgung älterer Menschen helfen, sagt ein Experte anlässlich einer Tagung zu dem Thema. Problem: Noch wollen die Krankenkassen dafür kein Geld geben.

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Von
  • Marc Strehler
  • dpa

Computerspiele werden nach Einschätzung eines Experten eine immer wichtigere Rolle bei der Versorgung von Patienten und älteren Menschen spielen. "Dort, wo sie den Gang zu Arzt, Therapeut oder Pflegekraft einsparen, werden sie sich auch durchsetzen", sagte Daniel Görlich, Informatik-Professor an der privaten SRH Hochschule Heidelberg, der dpa. Allerdings investierten Krankenkassen bislang kaum Geld in die Entwicklung von Spielen zu Pflege- oder Therapiezwecken. Computerspiele, mit denen beispielsweise Patienten nach Unfällen wieder laufen lernen können, seien technisch längst machbar.

Bei einer steigenden Zahl älterer Menschen, ständig zunehmenden Kosten im Gesundheitswesen und anderen Faktoren wie etwa dem Mangel an Pflegekräften, komme man an der Unterstützung durch Computersysteme langfristig nicht vorbei. "Es fehlt aber bislang an der Software und es fehlt jemand, der diese Software bezahlt", sagte der Experte. "Die Krankenkassen müssten aktiv die Entwicklung solcher Systeme fördern", forderte Görlich.

Bislang liege der Schwerpunkt bei Serious Games – also Computerspielen, die nicht in erster Linie der Unterhaltung dienten – vor allem auf der Wissensvermittlung. "Es gibt noch kein Spiel, mit dem ein Arzt etwa für die Reha eines Patienten einen Therapieplan aus passenden Übungen zusammenstellen könnte."

In bestimmten Therapiebereichen würden virtuelle Systeme dagegen schon länger eingesetzt. "Schon seit Ende der 90er Jahre können zum Beispiel Patienten, die an Phobien oder Traumata leiden, mit Hilfe virtueller Realitäten behandelt werden." So können etwa Arachnophobiker – Patienten, die Angst vor Spinnen haben – in virtuellen Umgebungen kontrolliert mit computergenerierten Bildern der Tiere konfrontiert werden. Im Sport- und Fitness-Bereich hätten sich Serious Games schon vor Jahren etabliert.

Dass solche Systeme im Gesundheitssystem auch heute noch nicht weit verbreitet sind, hänge letztlich mit den Kosten zusammen, sagte Görlich: "Krankenkassen und Ärzte suchen vor allem nach bezahlbaren Lösungen." Serious Games und alltagstaugliche Technik aus der Computerspiele-Industrie böten aber schon heute enorme Einsparpotenziale.

In Heidelberg beraten an diesem Freitag (9. November) Experten über die Potenziale von Computerspielen in der Gesundheitsvorsorge und der Reha von Patienten. (anw)