Die Corvette bekommt einen neuen Small Block

Avantgestrig

Wer den Corvette-Small Block einmal genauer betrachtet, fragt sich, ob die komplizierten Motoren europäischer oder japanischer Provenienz vielleicht nur l’art pour l’art sind. Soll der Besitzer zeigen können, was er alles an Hightech unter der Haube hat?

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Die Röntgenzeichnung des LT1 enthüllt bereits einige neue Details. 20 Bilder
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Was passiert, wenn man ein Konzept von vorgestern mit modernster Technik kreuzt, zeigt der künftige Motor für die Corvette.

München, 8. November 2012 – Die Corvette ist seit fast 60 Jahren eine Legende. Als sie 1953 aufgelegt wurde, war der amerikanische Sportwagen noch mit einem Reihensechszylinder motorisiert – ziemlich erfolglos. Der „Small Block“ genannte V8 mit 195 PS und 4,3 Litern kam erst 1955, brachte den Durchbruch und wurde seither immer weiter entwickelt. Fünf Jahre später schaffte die Corvette den ersten Sieg bei 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Dann kam sehr viel, wofür uns hier der Platz fehlt ... Heuer schlug die Corvette Racing C6.R in den American Le Mans Series (ALMS) hochkarätige Gegner aus dem Sportwagensegment und gewann die Team- und Herstellerwertung für seriennahe GT-Fahrzeuge. Seit 2001 avancierte Corvette Racing mit 77 Klassensiegen, acht Fahrermeisterschaften sowie neun Hersteller- und Teamtiteln zum erfolgreichsten Team der ALMS-Geschichte. Abgesehen von einem zugegeben immer noch anhaftenden Halbwelt-Ruch aus vergangenen Tagen ist die „Vette“ ein toller Understatement-Renner mit sehr guten Fahrleistungen, problemloser, hoher Agilität, einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis und echter Alltagstauglichkeit.

Lowtech ganz ernsthaft

Wer den Small Block einmal genauer betrachtet, fragt sich, ob die komplizierten Motoren europäischer oder japanischer Provenienz vielleicht nur l’art pour l’art sind. Soll der Besitzer zeigen können, was er alles an Hightech unter der Haube hat? Oder soll er sagen können, vier Nockenwellen sind aber besser als eine? Halt! Als EINE?! Ja doch! Heute gehört der Corvette-Motor zu den wenigen Überlebenden, die immer noch an der Bauweise mit Stoßstangen und Kipphebeln zur Betätigung lediglich ZWEIER VENTILE PRO ZYLINDER festhalten. Mit EINER EINZIGEN Nockenwelle für alle acht Töpfe. Ganz ohne Gedöns, aber mit Hubraum.

Dank dem Autofreak von GM

Wie wir heute erfahren, wird sogar der neue, LT1 genannte und erneut 6,2-Liter große Nachfolger des aktuellen V8 so gebaut werden. Bravo, GM! Das ist nicht nur ehrenwert konservativ, es widerlegt nebenbei auch die These, man könne damit keine vernünftigen Abgasgrenzwerte mehr erreichen. Außerdem bringt es sogar heute noch einige Vorteile. Dass damit nicht nur der günstige Preis gemeint ist, lesen Sie weiter unten. Wahrscheinlich funktioniert so etwas nur mit Menschen, die wissen, was sie tun. Oder zumindest, was sie wollen. Robert A. Lutz, Ex-GM-Manager, Ex-Kampfflieger der US Marines, Ex-Schweizer und ausgewiesener Autofreak, war so einer. Er hat bis vor zwei Jahren über das Erbe der Corvette gewacht und es nötigenfalls sogar gegen Finanzexperten oder Jung-Ingenieure verteidigt. Der Dank der Enthusiasten für die „Vette“ in ihrer heutigen Form ist ihm sicher.