AOL legt kräftig zu

1,7 Millionen neue Mitglieder konnte AOL im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres gewinnen und den Gewinn auf 438 Millionen US-Dollar steigern.

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  • JĂĽrgen Kuri

1,7 Millionen neue Mitglieder konnte AOL im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres gewinnen – insgesamt nutzen nun 22,5 Millionen Kunden den weltgrößten Online-Dienst. Rechnet man Compuserve hinzu, kommt AOL sogar auf 25,8 Millionen Abonnenten. Die Steigerung der Mitgliederzahl fiel allerdings nicht ganz so hoch aus wie im Vergleichsquartal des Vorjahres; damals konnte AOL aber auch einen Schub durch praktisch kostenlose Werbung verbuchen. Der Film "E-Mail für Dich" brachte vor einem Jahr vor allem in den USA den Online-Dienst ins Bewusstsein der Kinogänger.

Die Mitglieder sorgen auch für den größten Teil des Umsatzes bei AOL – rund 63 Prozent aller Einnahmen kommen aus den Zugangsgebühren. Insgesamt setzte der Online-Dienst im dritten Quartal 1,8 Milliarden US-Dollar um; 1,15 Milliarden kamen von Mitgliedsgebühren, rund 557 Millionen US-Dollar erzielte AOL mit Werbung und E-Commerce-Transaktion. Damit konnte AOL im dritten Quartal als eine der wenigen Firmen der Internet-Ökonomie einen satten Gewinn einfahren: 438 Millionen US-Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 411 Millionen US-Dollar. Lässt man einmalige Einnahmen, etwa aus dem Verkauf von Firmenbeteiligungen, unberücksichtigt, betrug der Gewinn immer noch 271 Millionen US-Dollar.

Auch wenn der größte Teil des Umsatzes aus Online-Gebühren stammt, konnte AOL die Steigerungen vor allem durch Wachstum bei Werbung und E-Commerce erzielen. In diesem Bereich bedeuteten die Umsätze von 557 Millionen US-Dollar eine Steigerung um 103 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal (275 Millionen US-Dollar). Besonders dieses Detail des AOL-Geschäftsberichts stimmte die Börsianer offensichtlich hoffnungsfroh: In ersten Kommentaren bezeichneten Analysten AOLs drittes Geschäftsquartal schon als begeisternd. Angesichts fallender Preise für Internet- und Online-Zugänge dürfte sich schließlich auch AOL über kurz oder lang diesem Trend nicht entziehen können; und es ist fraglich, ob der Dienst Preissenkungen allein durch Mitgliederzuwachs ausgleichen kann.

Da kommen große Steigerungen bei anderen Einnahmen gerade recht – vor allem, da die Fusion mit Time Warner auch in diesem Bereich einen weiteren Schub für AOL bedeuten dürfte. AOL-Chef Steve Case bekräftige bei der Vorstellung des Geschäftsberichts jedenfalls das Vorhaben, den Medienkonzern zu übernehmen – auch wenn es in letzter Zeit einige Diskussionen um mögliche Probleme, etwa Turbulenzen im Management oder Konflikte durch unterschiedliche Unternehmenskulturen gegeben hat. In Kürze erwartet Case eine erste Vereinbarung, die es AOL ermöglicht, Highspeed-Internetzugänge über das Kabelnetz von Time Warner anzubieten. Die Börsianer erwarten zudem auch weiterhin, trotz der jüngsten Schwierigkeiten der Dot.Com-Firmen, dass AOL auf steigende Einnahmen durch Werbung und E-Commerce bauen kann. Nicht nur viele Unternehmen der "Neuen Ökonomie", auch mehr und mehr klassische Industrien dürften es sich auch in Zukunft einiges kosten lassen, den AOL-Mitgliedern prominent präsentiert zu werden.

Neben den eigentlichen Abonnenten des Online-Diensts kann AOL auch noch auf weitere beeindruckende Nutzerzahlen verweisen: So gibt es 90,1 Millionen Anwender des AOL Instant Messenger, 62,4 Millionen benutzen ICQ. AOL-Mitglieder waren täglich im Schnitt 64 Minuten online, 16 Minuten länger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Außerhalb der USA konnten AOL und Compuserve die Mitgliederzahl um 434.000 auf 4,4 Millionen steigern. In Europa allein haben die Dienste 3,5 Millionen Kunden, wobei der Schwerpunkt auf Deutschland, Großbritannien und Fankreich liegt. Allerdings liegt AOL damit selbst bei den Europa-Zahlen noch weit hinter den 5,3 Millionen Kunden, die T-Online allein in Deutschland verbuchen kann. Bislang allerdings ist bei T-Online von einer Internationalisierung des Diensts, mit dem AOL keine Mühe hat, nicht viel zu sehen. (jk)